Fachliteratur zur Sprachförderung

Spracherwerb ist kein Selbstläufer

21. Januar 2021
von Michael Roesler-Graichen

Sprechen lernen ist ein hochkomplexer Prozess. Materialien für einen spielerischen Zugang und Ratgeber für die Sprachförderung leisten hier gute Dienste.

Spracherwerb ist kein Selbstläufer. Wenn Eltern zu wenig mit ihren Kindern reden oder die Landessprache selbst nicht richtig beherrschen, kann es problematisch werden. Wie Kinder überhaupt sprechen lernen – das hat für Frank Engelhardt, bei Beltz Verlagsleiter für Pädagogik / Training, Coaching und Beratung und Beltz Juventa, »etwas Erstaunliches«. Denn der Spracherwerb erfolge »mehr oder weniger automatisch bei allen Menschen, gleichzeitig wissen wir wenig über den genauen Prozess«. Nur eines steht fest: Kommunikation ist die Grundlage für den Erwerb von Sprachkompetenz. Und genau die werde, so Engelhardt, durch die Corona-Lage erschwert: Kinder hätten im Moment nur sehr wenige Bezugspersonen – und Eltern könnten oft nicht auffangen, was sonst pädagogische Fachkräfte leisten.

Seit die Professionalisierung im pädagogischen Bereich voranschreitet, nehmen die Fachverlage vermehrt empirisch abge­sicherte Konzepte in den Blick. Dazu gehört der Ansatz, den Barbara Voet Cornelli und andere in dem Buch »Vom Sprachprofi zum Sprachförderprofi« entwickeln. »Dieser basiert auf umfangreicher Spracherwerbsforschung und leitet aus diesen Forschungen konkret und praxisnah ab, wie pädagogische Fachkräfte am besten Sprachförderung betreiben können«, so Engelhardt.
Welche Spracherwerbsprobleme heute besonders virulent sind, lässt sich nicht pauschal beantworten, wie Leonne Böhm meint, Lektorin im Ernst Reinhardt Verlag. »Es kann immer auf verschiedenen linguistischen Ebenen Erwerbsprobleme geben, das ist von (betroffenem) Kind zu Kind individuell.« Es gebe Kinder, die vor allem Schwierigkeiten im Grammatik-­Erwerb zeigen würden, solche, die phonetische oder phonologische Probleme hätten, solche mit semantisch-lexikalischen Schwierigkeiten oder welche mit Lese-Rechtschreib-Problemen, so Böhm. Liege eine diagnostizierte Spracherwerbsstörung vor, sei eine logopädische Therapie anzuraten. Eine Reihe von Materialien hilft dabei, die Sprachförderung und den Lernfortschritt zu begleiten und zu dokumentieren, darunter Kompetenz­profile für Sprache und Beobachtungsbogen zum Ausfüllen.

Einen spielerischen und emotionalen Zugang zur Sprache vermittelt das in Skandinavien beliebte Babblarna-Konzept (von schwedisch »babbla« = »plappern«), das Schubi Lernmedien (Wes­termann Gruppe) in Kooperation mit dem schwedischen Bildungsunternehmen Hatten Education für den deutschen Markt herausgebracht hat. Sechs kleinkindgerechte Charaktere führen in Bilderbüchern, CDs, Puzzles und als Handpuppen durch die Babblarna-Welt. Die klaren Farben und Formen und das sehr unterschiedliche Äußere erleichtern den Zugang zu den Figuren. Sprache und Laute der Babblarnas animieren die Kinder zum Nachahmen.

Bücher zum Thema Spracherwerb

Sandkastenspiele machen allen Kindern Spaß. Dass man sie nutzen kann, um spielerisch Sprachprobleme zu lösen, zeigt dieser ideenreiche Band, der speziell für Kindertagesstätten entwickelt worden ist.
 Ulrike Gangkofer: »Sprachförderung mit dem Sandkastenprinzip. Mit dem Einsatz von Sand und einfachen Materia­lien spielerisch die Sprache fördern«, Auer, 80 S., 22,40 €

Gezielte Sprachförderung kann deutschsprachige Kinder und Kin­der mit Deutsch als Zweitsprache so unterstützen, dass alle gleicher­maßen von den Bildungsangeboten in Kita und Grundschule profitieren. Fachbuch für Sprachförderkräfte.
 Barbara Voet Cornelli u. a.:  »Vom Sprachprofi zum Sprachförderprofi. Linguistisch fundierte Sprachförderung in Kita und Grundschule«, Beltz, 215 S., 29,95 €

Dieses Buch ist für Eltern gedacht, die ihre Kinder von der Geburt bis zum 6. Lebensjahr in der Sprachentwicklung unterstützen wollen. Es erklärt verständlich und anschaulich, welche Entwicklungsschritte das eigene Kind durchläuft.
 Ursula Günster-Schöning: »Jetzt lerne ich sprechen. Die Sprachentwicklung von Kindern verstehen und fördern«, Dudenverlag, Februar, 288 S., ca. 18 € 

Wie man Kinder mit und ohne sprachliche Handicaps in den Schulalltag integriert, vermittelt dieser Band anhand zahlreicher Tipps. Praxismaterialien, Literaturempfehlungen und Infos zu Anlaufstellen runden ihn ab.
 Karin Reber, Wilma Schönauer-Schneider: »Sprachförderung im inklusiven Unterricht. Praxistipps für Lehrkräfte«, Ernst Reinhardt Verlag, 79 S., 21,90 €

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