Lese-Communitys

Treue Fans

26. Juni 2025
Jona Piatkowski

Kund:innen sind heute mehr als lediglich Leser:innen, sie fühlen sich mit dem Lesestoff emotional verbunden. Wie können Verlage das Community-Zugehörigkeitsgefühl aufgreifen?

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"Sie hat mich noch nie enttäuscht! Ich lese alles von dieser Autorin." Solche Rückmeldungen seien keine Seltenheit in den Kommentarspalten der Social-Media-Kanäle des Second Chances Verlags, erzählt Verlegerin Jeannette Bauroth. Denn Leser:innen sind nicht bloß Kund:innen, weiß Katharina Ilgen, die bei Droemer Knaur die Gesamtleitung Marketing & Kommunikation verantwortet: "Fans zeichnet eine Leidenschaft und ein Engagement aus, die weit über die reine Lektüre eines Buches hinausgehen." Seit Instagram, TikTok und Co. sei es Leser:innen möglich, sich unmittelbar über ihre Leseerfahrungen auszutauschen und gezielt in speziellen Gruppen oder Hashtags zu organisieren. "Fans diskutieren Charaktere und Handlungsstränge, kreieren Fan-Art und sind bereit, mehrere Stunden in Signierschlangen anzustehen", sagt Ilgen. Diese intensive emotionale Bindung und der Wunsch, die eigene Begeisterung mit anderen zu teilen, unterscheiden die Fans von Nur-Lesenden.

Das kann spürbare Wellen schlagen, wie Bauroth es beim ersten Band der "Guild Codex: Spellbound"-Reihe erlebt hat. "Viele haben uns auf der Messe erzählt, dass sie das Buch ständig auf Instagram gesehen haben – dabei hatten wir gar keine Werbung geschaltet. Die Reichweite hatten die Fans rein organisch geschaffen."

Ein Kreis der Exklusiven

"Die Zeiten, in denen Lesen ein solitäres Hobby war, das man still und zurückgezogen betrieben hat, sind schon länger Geschichte«, diagnostiziert Julia Kniep, bei dtv stellvertretende Programmleiterin für das Jugendbuch. "Es ist die Vernetzung mit Influencer:innen, Autor:innen und der Fans untereinander – online oder in Buchclubs –, die aus einzelnen Leser:innen aktive Communitys macht." Laut Sophie Schreiber, Digital & Content Marketing-Teamleaderin bei HarperCollins, ist Fan-Sein nicht erst ein Phänomen der Gegenwart oder der Social-Media-Bubble – doch dort werde die Vernetzung besonders sichtbar: "Zu jedem Thema gibt es eine Zielgruppe, jede Nische hat ihre Fans."

Die große Herausforderung liegt dann im Marketing: "Wie zeigen wir genau diesen Fans oder Communitys, dass wir das Buch für ihr Thema haben?", meint Schreiber. Bauroth berichtet von Beziehungsarbeit: "Wir setzen auf eine Mischung aus Nähe und Wertschätzung. Über Social Media und unseren wöchentlichen Newsletter stehen wir im direkten Austausch mit unseren Leser:innen." Dabei geht es um kleine Gesten der Inner-Circle-Bevorzugung: "Wer im Verlagsshop bestellt oder an unserem Messestand kauft, bekommt meist ein exklusives Goodie dazu – zum Beispiel signierte Exlibris." Auch Katharina Ilgen betont, wie wichtig der physische Kontakt zu den Fans auf Messen und Veranstaltungen ist – und per Social Media: "Wir sind vor allem dort präsent, wo die Fans sind, und arbeiten mit Influencer:innen zusammen, die bereits eine starke Bindung zu ihrer Followerschaft haben."

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