Vortrag von Patrick Stähler

Wie Bücher den digitalen Zeitdieben trotzen

9. Juni 2025
Nils Kahlefendt

Der Wissenschaftler, Blogautor und Berater Patrick Stähler zeigte in seinem Vortrag, warum sich Buchhandlungen und Verlage seiner Meinung nach vom reinen Produktdenken lösen müssen – und stattdessen die Jobs-to-be-done ihrer Leserinnen und Leser ins Zentrum stellen sollten.

In einer Welt der Zeitdiebe sind Bücher Widerstand – sie schenken Zeit, statt sie zu rauben.

Patrick Stähler

In der S-Bahn zum Kongressgelände in Wilhelmsruh hat Patrick Stähler die digitalen Zeitdiebe bei der Arbeit beobachten können. Keiner liest da noch Bücher oder gedruckte Zeitungen, die Blicke werden stattdessen vom Smartphone festgenagelt: TikTok, Netflix, Instagram dominieren. Dazu überschwemmt ein Tsunami an KI-generierten Inhalten unsere Welt. Wie soll das Buch, Leitmedium der Gutenberg-Galaxis, da wahrgenommen werden? Patrick Stähler, Pionier der Geschäftsmodell-Innovation und Autor von "Das Richtige gründen" (Murmann 2021, aktuell in 5. Auflage lieferbar) hat sich bei seinem Werk von zwei Experten helfen lassen, dem Schweizer Bestseller-Autor Thomas Meyer („Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“) und dem Doyen des Schweizer Grafikdesigns, Fritz Gottschalk

Bücher als Lösungen für Aufgaben

Schon mal ein interessantes Vorgehen, aber: Der klassische Buchhandel hat Stählers Werk übersehen, die 10.000 verkauften Exemplare des Longsellers gehen fast zu hundert Prozent aufs Konto von Amazon. In seinem Vortrag "Digitale Zeitdiebe – Wie Buchhandlungen und Verlage dem Sturm trotzen" zeigte der Wissenschaftler, Blogautor und Berater, warum sich Buchhandlungen und Verlage seiner Meinung nach vom reinen Produktdenken lösen müssen – und stattdessen die Jobs-to-be-done ihrer Leserinnen und Leser ins Zentrum stellen sollten. Merke:

"Der Kunde kauft nicht ein Produkt, sondern die Lösung für seine Aufgabe. Entwickeln wir Bücher als Lösungen für diese Aufgaben, die auf den Stärken des Papiers basieren." 

Kampf um die knappe Ressource Aufmerksamkeit

So gesehen, darf man den "Pauli", das "Lehrbuch der Küche", der in seiner 14. Auflage 2016 immerhin 230 Euro kostet, getrost als Schnäppchen ansehen. Wer seinen Status mit Helmut Newtons handsigniertem "Sumo" (Taschen) plus Beistell-Tischchen von Philippe Starck heben will, dürfte die geforderten 20.000 Euro auf Tasche haben – allein: Das Werk ist vergriffen.

Den im Kampf um die knappe Ressource Aufmerksamkeit womöglich unsicher gewordenen Büchermenschen versuchte Stähler Mut zuzusprechen: Nicht das Handlungs-Tempo sei entscheidend, sondern der nächste sinnvolle Schritt – wie beim Straßenkehrer Beppo und der Schildkröte Kassiopeia, den Geschöpfen aus Michael Endes "Momo"-Universum. "In einer Welt der Zeitdiebe sind Bücher Widerstand – sie schenken Zeit, statt sie zu rauben."