Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Klaus-Peter Wolf entert mit "Ostfriesensturm" den Thron

16. Februar 2022
von Matthias Glatthor

Ostfrieslands Krimi-König Klaus-Peter Wolf startet auch mit "Ostfriesensturm" durch, holt sich standesgemäß sofort Platz 1 in unseren Belletristik-Charts (TB).  Lesen Sie hier ein kurzes Interview mit Wolf zum Buch, Corona und Touristen. Beim Sachbuch steigen zwei KiWi-Titel neu in die Hardcoverliste ein, darunter die Autobiografie des Rappers Testo. Food-Bloggerin "Tasty Katy" steigt mit einem "Vegan Ayurveda"-Kochbuch bei den Ratgebern ein.

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Ermittlungszeitraum: 7. bis 13. Februar 2022

Jeweils 13 Neueinsteiger und Wiedereinsteiger schieben sich in dieser Woche in unsere Charts (ohne Essen & Trinken, Ernährung). Höchstplatzierter Rückkehrer ist ein Ratgeber: "Meine wunderbare Basenküche" der Ernährungsberaterin, Fitness-Trainerin und Influencerin Monica Meier-Ivancan auf Platz 10. Der Titel ist erst am 3. Januar 2022 im ZS Verlag erschienen und war bereits zweimal zuvor in der Ratgeberliste: KW 1 (neu auf Platz 3) und KW 2 (Platz 9). Vier Wochen später nun also erneut.

Belletristik (Taschenbuch)
07.02.2022 17:24 Uhr
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Von null auf Eins: Klaus-Peter Wolf

Wo Klaus-Peter Wolf auf dem Cover steht, ist der Erfolg vorprogrammiert. Bereits zum wiederholten Mal schießt ein neuer Krimi von ihm sofort an die Spitze der TB-Charts (Belletristik): Diesmal "Ostfriesensturm" (Fischer Tb., ET: 9. Februar), der 16. Fall für Ann Kathrin Klaasen. Ein Profikiller räumt im coronabedingt Touristenleeren Ostfriesland zielgerichtet auf, Eile ist geboten. Wo ist er untergetaucht? Es ist zudem Wolfs bisher persönlichstes Buch, die Figur Niklas Wewes lässt er die schlimmen Erfahrungen seiner eigenen Kindheit erleben.

In der Talkshow 3nach9 (11. Februar) hatte Wolf von seiner Kindheit und Jugend erzählt. Es gab Besprechungen und Interviews vom "Hamburger Abendblatt" bis zum "Münchner Merkur".

Der Roman erscheint laut Verlag in einer Startauflage von 250.000 Exemplaren (davon sollen laut Wolfs Büro schon 168.000 vorbestellt und ausgeliefert sein). Insgesamt sind bei Fischer mittlerweile 32 Titel von Klaus-Peter Wolf erschienen, davon 16 in der erfolgreichen Ostfriesenkrimi-Reihe um Ann Kathrin Klaasen. Die Gesamtauflage betrage 13,5 Millionen Exemplare. Derzeit würden mehrere Bücher für das ZDF verfilmt.

Sieben Fragen an Klaus-Peter Wolf

Die Handlung spielt im ersten Corona-Lockdown – was macht das mit den Figuren?
Meine Romanfiguren sind wie wir selbst. Auch für sie ist es eine nie dagewesene Situation und sie leben und ermitteln unter ungewöhnlichen Umständen. Mir war sofort klar, dass die Pandemie einen Einschnitt in unsere Gesellschaft und in die Seele eines jeden Einzelnen darstellt. Darum lasse ich meinen Roman in der ersten Woche der Pandemie spielen, als wir alle noch nicht wussten, wie Pandemie "geht". Doch es ist mir wichtig zu sagen, dass "Ostfriesensturm" kein "Corona-Roman" ist, sondern lediglich in der Zeit spielt, was sich auf die Figuren auswirkt. Ihr eigentliches Problem ist aber ein Profikiller.

Über die Figur Niklas Wewes schildern Sie ihre schlimmen Kindheitserfahrungen – warum waren Sie jetzt bereit dazu?
Als meine Eltern noch lebten hätte ich das nicht tun können. Das Schweigegebot und die Angst verraten zu werden haben mich viele Jahre lang belastet. Jetzt war das Schreiben wie ein Befreiungsversuch – und in der Tat – atme ich jetzt freier…

Ist es schwierig sich ein Alter Ego zu erschreiben?
Nein, im Gegenteil. Ich kannte ja seine Gefühle sehr gut. Beim Schreiben haben sie mich trotzdem erschreckt. Als Autor habe ich zum Glück Einfluss auf die Handlung. Ich spiele dann ja Gott. Ich kann die Figuren retten oder vernichten. Damit fertig zu werden ist ein ganz eigener Prozess…

Zurück zu Corona: Hat der Lockdown ihren persönlichen Arbeits-Rhythmus verändert?
Ich war zusammen mit meiner Frau Bettina Göschl auf einer Tournee. Mein Roman "Ostfriesenhölle" war auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, wir hatten 64 ausverkaufte Veranstaltungen vor uns. Wir waren gut drauf und freuten uns auf die literarisch-musikalischen Krimiabende. Und dann war mit einem Schlag Schluss. Wir haben eine Weile gebraucht, den Schock zu verdauen. Mein Lieblingscafé war geschlossen, da konnte ich also auch nicht mehr schreiben, aber zum Glück habe ich eine schöne Terrasse mit einem Strandkorb. Dort habe ich meinen neuen Roman geschrieben.

Haben Ihnen während des Lockdowns die Touristen als Inspirationsquelle gefehlt?
Im Gegenteil. Ihr Fehlen hat mir ein ganz neues, anderes Ostfriesland gezeigt. Dort, wo vorher Eis schleckende Touristen spazierengingen, eroberten sich Schafe, Wildgänse und Möwen ihr Terrain zurück. Auf langen Radtouren ist mir über Stunden am Deich kein Mensch mehr begegnet. Selbst Ferienwohnungsbesitzer wurden plötzlich illegal. Stützen der Gesellschaft, die für ihre Zweitwohnung Steuern zahlen und sie mit versteuertem Geld erworben haben, mussten plötzlich abreisen oder sich verstecken. Einige wollten nicht in ihre Hotspots zurück, sondern lieber an der Küste bleiben. Man parkte dann sein Auto in der Garage eines Bekannten, Nummernschilder konnten plötzlich verräterisch sein. Freunde gingen für sie einkaufen. Sofort brach das Beste in den Menschen hervor und auch das Schlechteste. Eine gewisse Blockwartmentalität war auch gleich zu spüren. Das alles ist doch eine Steilvorlage für einen Kriminalschriftsteller.

Was können wir als nächstes von Ihnen erwarten – ein neuer Rupert? Wird Corona auch dort ein Bestandteil sein?
Der nächste Roman wird der Abschluss der "Rupert Undercover"-Trilogie (Ostfriesisches Finale). Darin spielt Corona keine Rolle mehr. Meine Romane sind immer klar in Zeit und Raum verortet. Welche politischen Ereignisse uns in Zukunft treiben werden, kann ich ja nicht wissen.

Käme für Sie einmal ein Roman außerhalb des Genres Krimi/Thriller infrage?
Als ich meine Reihe begann, wollte ich ein großes Gesellschaftspanorama schreiben, über unsere Wünsche, Träume, Leidenschaften, Irrtümer und die Grausamkeiten, die wir uns gegenseitig antun. Ich glaube, dass der Kriminalroman der große Gesellschaftsroman von heute ist. Er ermöglicht einen Röntgenblick auf die Gesellschaft und wir blicken in die Abgründe der menschlichen Seele. Das fasziniert mich.

Neben dem neuen Wolf-Titel finden sich in dieser Woche nur zwei weitere Neueinsteiger bei der Belletristik – beide im Taschenbuch:

  • Platz 6: "Blaubeerjahre" (Blanvalet; ET: 14. Februar; Originalausgabe) von Manuela Inusa. Es ist Band 6 ihrer Reihe "Kalifornische Träume".
  • Platz 20: "Das Flüstern der Bäume" (Penguin; ET: 8. Februar; Ü: Stephan Kleiner) des kanadischen Autors Michael Christie. TB-Ausgabe des noch lieferbaren Hardcovers vom Oktober 2020 im gleichen Verlag.

In der Hardcoverliste liegen Michel Houellebecq und Martin Suter wie in der Vorwoche auf den Plätzen 1 und 2, auf Platz 3 (Vorwoche: 5) rückt Edgar Selge mit "Hast du uns endlich gefunden" (Rowohlt; ET: 19. Oktober 2021). Selge kreist bereits 17 Wochen in den Charts, laut VLB liegt sein Buch mittlerweile in sechster Auflage vor.

Sachbuch (Hardcover)
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Beim Sachbuch schaffen es vier Titel neu in die Hardcoverliste – die zwei höchstplatzierten kommen von Kiepenheuer & Witsch:

Auf Platz 11 kommt "Nullerjahre" (ET: 10. Februar) von Hendrik Bolz (dahinter verbirgt sich der Rapper Testo; mit dem Rapper grim104 bildet er das Hip-Hop-Duo "Zugezogen Maskulin"). Der 1988 in Leipzig geborene und in Stralsund aufgewachsene Bolz erzählt in seiner Autobiografie – Untertitel: "Jugend in blühenden Landschaften" – über die  Nachwende-Zeit und -Jugend im Osten Deutschlands.

In einem Buchtrailer des Verlags stellt er sein Buch vor:

Das Buch wurde auch am 21. Januar bei Aspekte (ZDF) vorgestellt (ab Minute 23:09) und erhielt ein positives Presseecho.

Der zweite KiWi-Titel setzt sich auf Platz 15 neu in die Hardcoverliste: "Meine Schwester" (ET: 10. Februar) von  Bettina Flitner. Die Fotografin verarbeitet darin den Suizid ihrer Schwester. Ihr sei "ein liebevoller, ungeheuer intimer, trauriger und zugleich hoffnungsvoller Text gelungen", so Deutschlandfunk. Elke Heidenreich schreibt in der "Süddeutschen Zeitung": "Dieses Buch hat Wucht und Zartheit" (beide auf der KiWi-Website zitiert).

Die beiden weiteren Premieren beim Sachbuch (HC):

  • Platz 21: "Vom Privileg, einen kranken Vater zu haben" (Westend; ET: 31. Januar) von Oskar Seyfert. Der 15-jährige Oskar schildert das Leben mit seinem im Alter von 54 an Alzheimer erkrankten Vater.
  • Platz 23: "Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste" (HarperCollins; ET: 7. Februar; Ü: Elisabeth Schmalen, Johanna Wais) von Catherine Belton, ehemalige Moskau-Korrespondentin der "Financial Times". Die Originalausgabe erschien 2020.wurde laut Verlag von The Economist, der Financial Times, The New Statesman und The Telegraph zum Buch des Jahres gekürt.
Ratgeber
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Stefanie Stahl, mit "Das Kind in dir muss Heimat finden" (Kailash; ET: November 2015) seit nunmehr 230 Wochen in unseren Ratgebercharts, muss in dieser Woche ihren quasi Stammplatz 1 räumen, fällt auf die Drei. Den ersten Rang (Vorwoche: 2) holt sich "Die Ernährungs-Docs – Unser Anti-Bauchfett-Programm" (ZS Verlag; ET: 3. Januar). Von Drei auf Zwei rücken Barbara Becker und Franca Mangiameli mit "Five days only. Die Revolution des Fastens" (Yes Publishing; ET: 14. Dezember 2021). 

Drei neue Titel zeigen sich in der Liste, der höchste Einstieg gelingt Food-Bloggerin Katharina Döricht ("Tasty Katy") und "Vegan Ayurveda – Das Kochbuch" (Paperish Verlag; ET: 11. Februar) – neu auf Platz 13.

Der Link zu den Wochenlisten:

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