Writers in Prison

Najem Wali wird Beauftragter

23. Mai 2023
von Börsenblatt

Die Mitgliederversammlung des PEN-Zentrums Deutschland hat den Schriftsteller Najem Wali zum neuen Beauftragten für das Programm Writers in Prison / Writers at Risk und damit zu einem der beiden Vizepräsidenten bestimmt.

Die Entscheidung erfolgt zunächst als Interims-Lösung bis zur nächsten Mitgliederversammlung. Wali stammt aus dem Irak und hatte selbst Verfolgung erlebt. Er betont: „Schriftstellerinnen und Schriftsteller leisten Widerstand, setzen sich für Gerechtigkeit und freie Gesellschaften ein. Dafür werden viele verfolgt, bedroht, angriffen, eingekerkert, verbannt und nicht selten getötet. Solange einer oder eine von ihnen irgendwo nicht frei ist, ist niemand frei.“ Besonders seine Erlebnisse in seinem Heimatland Irak motivierten ihn, sich für die Freiheit des Wortes einzusetzen. „Dass ich WiP-Beauftragter des PEN-Zentrums Deutschland bin, ehrt mich und erfüllt mich mit Respekt vor der großen Aufgabe. Ich will sie mit all meinem Engagement ausüben", stellt Wali in Aussicht.

Seine Vorgängerin Cornelia Zetzsche hatte das Amt nach einem Jahr in seine Hände übergeben. „Mein Rücktritt war keine leichte Entscheidung. Dieses aufwühlende Jahr zeigt doch eine ermutigende Bilanz: Der Freispruch von Tsitsi Dangarembga, deren Anwälte und Prozess wir vor Ort in Zimbabwe unterstützten; die Freilassung auf Kaution von Atefeh Chaharmahalian in Iran, die Ankunft von gefährdeten iranischen Autoren und Autorinnen mit Hilfe des PEN – all das signalisiert: WIR können, wir müssen uns – mit oder ohne Amt - mehr denn je für Writers in Prison/ Writers at Risk engagieren. Die Welt brennt. Und der PEN ist für viele ein Anker. - Mit Najem Wali folgt mir ein Autor, der aus eigenem Erleben spricht und handelt. Ihm und allen wünsche ich Glück und einen langen Atem“, so Cornelia Zetzsche.

Präsident José F.A. Oliver betonte bereits auf der PEN-Tagung in Tübingen: „Ich empfinde großen Respekt und Bewunderung für den schier unermüdlichen Einsatz Cornelia Zetzsches. Ihren kräftezehrenden Auftrag hat sie vorbildhaft umgesetzt. Trotz der Aufgabenfülle unserer Arbeit im PEN-Zentrum Deutschland. Mit Najem Wali folgt ihr ein Autor in diesem so bedeutenden Ehrenamt, der am eigenen Leib erfahren hat, was es heißt, für das freie Wort verfolgt und eingesperrt und misshandelt zu werden.“

Schriftstellerinnen und Schriftsteller leisten Widerstand, setzen sich für Gerechtigkeit und freie Gesellschaften ein. Dafür werden viele verfolgt, bedroht, angriffen, eingekerkert, verbannt und nicht selten getötet. Solange einer oder eine von ihnen irgendwo nicht frei ist, ist niemand frei.

Najem Wali

Najem Wali

Wali stammt aus dem irakischen Basra. Dort wurde er als Andersdenkender inhaftiert und gefoltert. Er flüchtete 1980 nach Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs nach Deutschland. Nach dem Studium der Germanistik in Hamburg und der spanischen Literatur in Madrid war er lange Zeit Kulturkorrespondent der bedeutenden arabischen Tageszeitung „Al-Hayat“. Heute schreibt er regelmäßig für die „Süddeutsche Zeitung“, die „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“, die „Neue Zürcher Zeitung“, die „TAZ“ und den „Spiegel“. Er veröffentlichte zahlreiche Romane und Erzählungen, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Für seinen im Carl-Hanser-Verlag erschienenen Roman „Bagdad Marlboro“ erhielt er 2014 den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch. Weitere vielbeachtete Bücher sind „Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt“ (2015), „Im Kopf des Terrors. Vom Töten mit und ohne Gott“ (2018) „Die Balkan Route“ (2017), „Saras Stunde“ (2018), „Soad und das Militär“ (2021) sowie mit der jüngst verstorbenen deutschen Literatin Sybille Lewitscharoff das im Suhrkamp-Verlag erschienene Buch „Abraham trifft Ibrahim (Suhrkamp 2018). Wali lebt als freier Schriftsteller und Journalist in Berlin.

www.najemwali.com