Schulbuch

VdS Bildungsmedien kritisiert Schulbuchtest

28. September 2007
von Börsenblatt
Der VdS Bildungsmedien meldet Zweifel an dem aktuellen Schulbuchtest der Stiftung Warentest an: Den Vorwurf, Schulbücher für die Fächer Biologie und Geschichte enthielten zu viele Fehler und didaktische Schwächen, weist die Interessenvertretung der Schulbuchverlage in einer ausführlichen Stellungnahme »als zu voreilig und als eine in Teilen subjektive Wertung« zurück.
In der Oktoberausgabe der Zeitschrift »test« stellt die Stiftung die Prüfung von 17 Schulbüchern für die Länder Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordhein-Westfalen vor. In den vier Beurteilungskategorien des Tests werden insgesamt 67 Benotungen vergeben, davon 24 »gut« und »sehr gut«, 28 »befriedigend«, 12 »ausreichend« und nur 3 »mangelhaft«. Daraus den pauschalen Schluss zu ziehen, dass in den Redaktionen schludrig gearbeitet werde, hält der Verband aus seiner Sicht für nicht nachvollziehbar und unseriös. Der Verband kritisiert weiter, dass die Verlage keine Chance hätten, auf die Vorwürfe der Stiftung zu reagieren. Die Verlage wüssten nicht, welche Passagen der Bücher von der Stiftung beurteilt und welche oder wie viele Fehler über die fünf veröffentlichten hinaus gefunden worden seien. »Die Ver-lage erhalten Noten, aber nicht die Klassenarbeit zurück«, beschreibt Verbandsgeschäftsführer Andreas Baer die Situation: »Insofern können sie nicht bewerten, ob die Bücher so fehlerhaft sind, wie die Stiftung dies behauptet.« Hierzu fordert der Verband eine sofortige Übermittlung der Fehlerliste an die betroffenen Verlage. Dies könne kein Zeitproblem sein, da der Test schon Anfang des Jahres durchgeführt wurde. Solange die Stiftung ihre Testergebnisse nicht offen lege, bezweifele der Verband die behauptete hohe Fehlerquote. In den Redaktionen gebe es hohe Qualitätsstandards. Fehler würden laufend geprüft und mit jeder Neuauflage korrigiert. Zudem würden die Bücher durch die Kultusministerien geprüft. Die im Testbericht behaupteten didaktischen Schwächen einer ganzen Reihe der getesteten Schulbücher weist der Verband als eine subjektive Bewertung zurück. »In der Didaktik und Methodik gibt es keinen Königsweg«, argumentiert Andreas Baer: »Welchen Lernweg sie bevorzugen, entscheiden die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort«. In dem Test werden Titel als didaktisch schwach beurteilt, die in den Schulen seit Jahren sehr erfolgreich sind. Vor dem Kauf erhalten die Lehrer Prüfstücke, um die Eignung der Titel eingehend zu prüfen. Der von der Stiftung erhobene Vorwurf, dass in vielen Titeln der Lehrstoff nicht ausreichend genug schülergerecht aufbereitet sei, widerspreche den eigenen Testergebnissen: Die zum Test befragten Schüler (fast 900 an der Zahl) beurteilten 12 von 16 Bücher als »gut« oder »sehr gut« und die restlichen vier als »befriedigend«. Auch in diesem Punkt komme die Stiftung nach Meinung des Branchenverbandes zu einem vorschnellen und zudem subjektiv gefärbtem Urteil. Mit Unverständnis reagiert der Verband auf die im Testbericht gemachte Vermutung, dass die Kulturhoheit der Bundesländer mit der Produktion von vielen Länderausgaben die Schulbuchverlage überlaste und deshalb deutschlandweit einheitliche Schulbücher weiter helfen könnten. »Die Verlage stehen immer schon vor der Situation, verschiedene Länderausgaben produzieren zu müssen«, erläutert der Verband. Die Redaktionen der Verlage seien dafür personell ausgelegt. Der Verband räumt allerdings ein, dass das seit den schlechten PISA-Ergebnissen forcierte Reformtempo nicht nur die Schulen, sondern auch die Verlage unter gewaltigen Zeitdruck gesetzt habe: Insbesondere dann, wenn in einer ganzen Reihe von Bundesländern schwerwiegende Entscheidungen zur Veränderung der Bildungsstruktur kurzfristig gefällt werden und dann binnen Jahresfrist umgesetzt werden sollen. Als Beispiel nennt der Verband die in vielen Ländern übereilte Einführung des achtjährigen Gymnasiums. Die für die Arbeit der Schulen wie auch der Verlage notwendige Berechenbarkeit bildungspolitischer Entscheidungen hat der Verband in der Vergangenheit mehrmals eingefordert. Wie das Hin und Her bei der Einführung der Rechtschreibreform gezeigt habe, gebe es das Problem der Nachhaltigkeit bildungspolitischer Entscheidungen aber nicht nur auf Länderebene. »Die Verlage können erfolgreich in einem föderal ausgerichteten Bildungssystem arbeiten«, schließt Baer seine Testkritik.