Verbrannte Bücher

ZVAB bietet 150.000 Euro für Salzmann-Sammlung "verbrannter Bücher"

19. März 2008
von Börsenblatt
Das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) bietet, wie das Unternehmen heute mitteilt, bis zu 150.000 Euro für Georg P. Salzmanns Sammlung "verbrannter Bücher“.
Georg P. Salzmann (geb. 1929) hat über Jahrzehnte in seinem Wohnhaus in Gräfelfing bei München eine der umfangreichsten Privatsammlungen von während des 'Dritten Reiches’ verfemter und ins Exil vertriebener Autoren zusammengetragen. Für diese inzwischen mehr als 10.000 Bände umfassende Sammlung, darunter zahlreiche Erstausgaben, sucht Salzmann seit Jahren einen Käufer, im Gespräch waren etwa die Städte München, Berlin und Greifswald, Interessenten in den USA sowie der Freistaat Bayern. Alle Gespräche verliefen bislang ergebnislos, unter anderem auch wegen Salzmanns Forderung nach Errichtung einer Stiftung oder einer ähnlichen Institutionalisierung der Sammlung. Nun scheint Bewegung in die Angelegenheit zu kommen: "ZVAB.com sieht es als eine Verpflichtung an, eine Sammlung wie die von Herrn Salzmann zu bewahren", wird Richard von Rheinbaben, Aufsichtsratvorsitzender der Mediantis AG, der Muttergesellschaft des ZVAB, in der heute ausgegebenen Pressemitteilung zitiert. Das vorgelegte Angebot von "bis zu 150.000 Euro“ liegt weit unter den bisherigen Preisvorstellungen Salzmanns, die Medienberichten zu Folge noch im vergangenen Jahr bei einem Mehrfachen dieser Summe lagen. Eingeschlossen in das Angebot des ZVAB ist allerdings die Zusage, die Sammlung dauerhaft geschlossen zu erhalten, angemessen aufzuarbeiten und fachlich zu bewerten und sie beispielsweise durch Ausstellungen einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Inwieweit der endgültige Kaufpreis von der fachlichen Bewertung der Bestände abhängt – also auch deutlich unter 150.000 Euro liegen könnte –, geht aus der heutigen Bekanntmachung nicht hervor. Eberhard Köstler, Vorsitzender des Verbands Deutscher Antiquare, begrüßt laut ZVAB die Initiative: "Das ZVAB hat als vermittelndes Unternehmen einen Kulturauftrag, der durch die Vielzahl der in ihm vertretenen Antiquare legitimiert ist. Die Antiquare sind ja traditionell nicht nur Händler, sondern auch Bewahrer von Kulturgut."