Antiquariatsmessen

Gemeinsame Losregeln für Antiquariatsmessen?

27. Juni 2008
von Börsenblatt
Die Praxis des Verlosens besonders begehrter Bücher auf den Antiquariatsmessen ist zuletzt vielfach auf Kritik gestoßen. Mehrere Messeveranstalter denken deshalb über verbesserte und einheitliche Losregeln nach.
Die gegenwärtige Praxis und ihre Problematik hat Heinrich Förster hier im Frühjahr präzise dargestellt (siehe unten den Link auf Försters Beitrag vom 12. März): das Losverfahren, das auf fast allen Antiquariatsmessen die 'Läufer' abgelöst hat, bietet die Möglichkeit des Missbrauchs, wenn etwa Loszieher bei unterbewerteten Büchern nur auf einen kurzfristig zu realisierenden Spekulationsgewinn hoffen. Es benachteiligt außerdem faktisch Privatsammler und behindert alle Beteiligten in der so interessanten Stunde nach Eröffnung einer Messe. Försters Schlussfolgerung: "Zumindest sollte sichergestellt werden, dass nur physisch anwesende Interessenten ein – und wirklich nur 1 – Los ziehen und sie im Erfolgsfalle dann auch die tatsächlichen Käufer und Zahler sind. Denkbar wäre auch, dass sich alle Interessenten vor Messebeginn beim Veranstalter für die Katalogobjekte ihrer Begierde registrieren lassen – online wäre das ja kein Problem. Die damit verbundene Verwaltungsmühe würde durch den Vorteil aufgewogen, dass eine Verlosung zentral, kontrolliert und vorab stattfinden kann." Petra Bewer, Ausrichterin der Ludwigsburger Antiquaria, und Detlef Thursch, Veranstalter beziehungsweise Organisator der Antiquariatsmessen in Leipzig und Frankfurt am Main, bestätigen, dass es seit einiger Zeit einen informellen Austausch über das Thema gibt, an dem auch Frauke Luckwaldt als Veranstalterin der quod libet in Hamburg beteiligt ist. Knut Ahnert, Mitorganisator der LiberBerlin, hält im Interesse der Messebesucher ein vereinheitlichtes Losverfahren ebenfalls für sinnvoll: "Mit den Regeln wird man sich einigen müssen und dabei nicht umhinkommen, die Interessenten vorher an jedem Stand in eine Liste einzutragen. Nur diese dürfen dann auch losen." Der Verband Deutscher Antiquare will das Thema auf der nächsten Vorstandssitzung im Herbst ausführlich behandeln. Eine Entscheidung, wie 2009 auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse des Verbands generell verfahren werden soll, sei noch nicht getroffen worden. "Bisher gibt es in Stuttgart ja noch kein Losverfahren", sagt Norbert Munsch, der Leiter der Geschäftsstelle. Einer der Knackpunkte der Verhandlungen dürfte die Frage sein, ob auch Aussteller mitlosen dürfen oder ob das private Besucher, für die die Messen nicht zuletzt veranstaltet werden, unangemessen benachteiligt. Außerdem müsste wohl verbindlich geklärt werden, wie künftig in Streit- und Konfliktfällen verfahren wird.