Buchmesse

Die Buchbranche und der Umweltschutz

15. Oktober 2008
von Börsenblatt
Ist Nachhaltigkeit in der Buchproduktion machbar? Darüber wurde heute im Forum Verlagsherstellung auf der Frankfurter Buchmesse diskutiert. Fazit: Umweltschutz ist für viele Druckereien keine Frage der Machbarkeit mehr, sondern ein Muss.
Schließlich geht es, bei aller ökologischen Verantwortung, auch um den effizienten Einsatz von Energie und Rohstoffen – und damit um Kosten und Sparpotenziale. Letztlich mache jede technische Weiterentwicklung in der Druckindustrie die Produktion zugleich auch umweltfreundlicher, zog Walter Fleck vom Bundesverband Druck und Medien (bvdm) auf dem Podium Bilanz. Der bvdm bietet Druckereien mittlerweile einen speziellen CO2-Rechner an, mit dem die Belastungen auftragsbezogen ermittelt werden können. Rund 50 Unternehmen nutzen das Instrument, auf dem sie vorher speziell geschult werden. Auch zertifiziertes Papier wird bei Druckaufträgen immer gefragter. Rund 900 Tonnen Papier würden in seiner Druckerei pro Jahr zum Einsatz kommen, 40 Prozent davon trügen auf Kundenwunsch das FSC-Siegel, so Ralf Lokay von Lokaydruck in Reinheim. Sein Unternehmen ist EMAS-zertifiziert und arbeitet damit nach einem ausgeklügelten Umwelt-Qualitätsmanagementsystem: »Unsere Erfahrung ist, dass immer mehr Kunden Wert darauf legen«. Die Verlagsgruppe Random House hat schon vor einigen Jahren eine Umweltleitlinie verabschiedet und setzt nahezu ausschließlich Papier mit FSC-Zertifikat ein. Außerdem haben die Münchner eine CO2-Erhebung gemacht – von der Gebäudetechnik bis zum Dienstreiseverhalten: »Uns geht es darum, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Einen Wettbewerbsvorteil haben wir dadurch nicht«, betonte Herstellungsleiter Wolfgang Michael Hanke. Wer nachhaltig produziere, müsse zwar auch höhere Kosten schultern: »Aber der wirtschaftliche Aufwand ist realisierbar«, so Hanke. Während die beiden Gütesiegel für Papier, FSC und PEFC, nach klaren Standards arbeiten (über deren Vor- und Nachteile Publikum und Podium dennoch lange diskutierten), fehlt es beim Thema Klimaneutralität noch an verlässlichen Standards. Damit die Druckereien mit dem CO2-Rechner des bvdm verantwortungsbewusst und korrekt umgehen, hat der Verband ein spezielles Prüfsystem entwickelt, das die Ergebnisse noch einmal kontrolliert. Walter Fleck warnt jedoch davor, das Thema Nachhaltigkeit »auf dem Altar des Marketings« zu opfern und nur unter dem Aspekt der Kundengewinnung zu betrachten. Drucker Ralf Lokay appellierte trotzdem an die Branche: »Wir würden uns freuen, wenn die deutschen Verlage Nachhaltigkeit in der Buchproduktion stärker einfordern würden«.