Kommentar

Literatur im Fernsehen: Straßenfeger gibt's nicht mehr

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Amelie Fried und Ijoma Mangold sollen die Literatur im ZDF und die Verleger und Buchhändler retten. Das wird schwer. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabine Schwietert.
Das Fernsehen hat es einst gar nicht schlecht verstanden, Literatur und Massenpublikum zusammenzubringen. Eine Million schalteten das »Literarische Quartett« ein, mit 2,45 Millionen Zuschauern ging die Nachfolgesendung »Lesen!« an den Start, am Ende waren es noch 880 000. Viel besser als die Quote aber war: Was Elke Heidenreich zwischen 2003 und 2008 für gut befand, wurde umgehend gekauft. Nun sollen Amelie Fried und Ijoma Mangold die Literatur im ZDF und die Verleger und Buchhändler retten. Das wird schwer. Der Sender hat wieder viel richtig gemacht, doch die Zeit der Straßen­feger ist vorbei. Über Kabel gibt es statt 36 analoge 200 digitale Kanäle, vom Angler- bis zum Anlegerkanal bleibt kein Wunsch offen. Im Internet findet jeder seine Community – oder gründet selbst eine. So ging der Grimme-Online-Award 2009 an die Krimi-Couch, bei der 11 000 User pro Tag vorbeischauen, 330 000 im Monat. Auch nicht schlecht.