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Buchhandlung Samtleben im Jüdischen Café mit neuem Konzept

20. August 2009
von Börsenblatt
„Das Jüdische Café und der angeschlossene Jüdische Salon als Veranstaltungsort sind für uns nach wie vor eine gute Möglichkeit, uns eine Bühne zu schaffen und Öffentlichkeit zu erreichen“, sagt Stephan Samtleben, Inhaber der gleichnamigen Buchhandlung im Literaturhaus Hamburg. Im Januar 2008 hatte er eine kleine Filiale im neu eröffneten Jüdischen Café eröffnet. Im „Shop in Shop“-System werden hier rund 1.000 Titel rund um jüdisches Leben, jüdische Traditionen und Theologie angeboten.

Aber: „Agieren bei Cafébetrieb ist schwierig, es ist ständig Lärm im Hintergrund. Außerdem kommen die Leute vor allem hierher, weil sie ins Café gehen möchten, Bücher sind Nebensache.“ Trotz guter Resonanz trägt sich die Buchhandlung wirtschaftlich nicht. Während Bücher zum jüdischen Leben im Stadtviertel auf großes Interesse stoßen würden, zum Beispiel „Zu Fuß durch das jüdische Hamburg“ von Michael Koglin (Die Hanse), würden theologische Inhalte weniger nachgefragt werden, als erwartet.

Nachdem Mitbetreiberin Barbara Guggenheim schon vor rund einem halben Jahr aus dem Geschäft ausgestiegen war – als Grund nennt Samtleben „unterschiedliche Auffassungen über die inhaltliche und wirtschaftliche Ausrichtung“ - stellte er heute sein neues Konzept vor: Eine jederzeit zugängliche Bibliothek, gestiftet von Samtleben, soll die Café-Besucher verstärkt dazu einladen zu stöbern und sich über jüdische Geschichte, Religion und Literatur zu informieren. Gäste können ihre Lieblingsbücher einstellen und Verlage sich präsentieren. Von 14 bis 18 Uhr stehen Samtleben oder seine Frau, die Buchhändlerin Cathérine Boivin, mit Rat und Tat zur Seite und bestellen auch jeden lieferbaren Titel. Darüber hinaus können die vorhandenen Bücher beim Café-Personal erworben werden. „Wir machen das aus unserer Verbundenheit zum Projekt heraus in unserer Freizeit. Nicht als zweites Standbein der Buchhandlung“, erklärt Samtleben.

Herzblut steckt auch im Veranstaltungsprogramm: Die neue literarische Saison startet mit einer Reihe über Verlage mit jüdischem Programm. Den Auftakt macht am 9. September Michael Krüger vom Hanser Verlag. Folgen sollen Berenberg, Suhrkamp, Wallstein, C.H. Beck sowie Matthes und Seitz. „Wir wollen nach Motivationen, Strategien und Ideen in unserer sich so drastisch verändernden Medienwelt fragen. Der Blick hinter die Kulissen soll dem interessierten Kunden, aber auch dem Fachmann, kreative Prozesse, Konkurrenzsituationen, aber auch den Reiz des eigenen Tuns in einer schwieriger werdenden Literatur- und Leselandschaft vermitteln“, erläutert Samtleben.

Die Reihe der Autorenlesungen beginnt am 2. September mit Marie-Luise Scherers „Der Akkordeonspieler“. „Für uns ist die literarische Qualität das Auswahlkriterium, nicht ob das Buch eine Neuerscheinung ist – das ist ein beglückender Luxus“, so Samtleben.