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Börsenverein warnt: Keine Aufweichung des Urheberrechts

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Börsenverein warnt eindringlich vor einer Absenkung europäischer Urheberrechtsstandards und einer Übereignung von Bibliotheksschätzen an Google. „Wir können uns nicht vorstellen, dass die EU-Kommission die Abhängigkeit europäischer Autoren und Verlage von einer Suchmaschine anstrebt“, sagte Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins.
Der Verband reagiert damit auf eine in dieser Woche veröffentlichte gemeinsame Mitteilung der EU-Kommissare Viviane Reding und Charlie McCreevy. „Weshalb privatisieren wir nicht gleich alle wichtigen europäischen Bibliotheken?“, fragt Honnefelder. Der Börsenverein baut auf die Hilfe der Bundesregierung, die Pläne der beiden EU-Kommissare in Brüssel zu verhindern.
 
Die deutschen Verlage und Buchhandlungen möchten, dass auch in Europa Buchinhalte leicht und umfassend im Internet verfügbar sind. Aber nicht ohne Zustimmung der Autoren und Verlage. „Unter dem  Motto ,Erst nutzten, dann fragen’, verliert Europa den Wettbewerb der Wissens- und Informationsgesellschaften und wir alle verlieren das Fundament geistigen Eigentums“, so Honnefelder. „Nur der beste Schutz des Urhebers garantiert langfristig auch die Entstehung und Veröffentlichung der besten Inhalte.“
 
Kritisch beurteilt der Börsenverein zudem die von den EU-Kommissaren gewünschte Zusammenarbeit großer europäischer Bibliotheken mit Google bei der Digitalisierung von Büchern, die vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert entstanden sind. Die Schätze in Bibliotheken sind ein öffentliches Gut, das der Allgemeinheit gehört und mit öffentlichen Mitteln erhalten und gepflegt wird. „Der Staat missbraucht diese Steuergelder, wenn er eine Monopolbildung unterstützt, indem er einer kommerziellen Suchmaschine das exklusive Recht gibt, gemeinfreie Bücher aus dem Bestand der Bibliotheken im Internet zugänglich zu machen“, sagte Honnefelder. Abgesehen davon handle Google nicht mäzenatisch, sondern aus gewerblichem Interesse. „Die Digitalisierungskosten, die der Staat jetzt spart, wird er über viele Jahre mit Zins, Zinseszins und Unternehmergewinn an Google zahlen müssen, um für Universitäten und Bibliotheksnutzer Zugriff auf die entstehende Datenbank zu bekommen“, betonte Honnefelder. Die Idee, Google mit der Digitalisierung europäischer Bibliotheken zu beauftragen, werde nur kurzfristig finanzielle Erleichterung bringen. Denn langfristig werde ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen wie Google für den Abruf der Bestände Geld verlangen. Die Kosten für die Bibliotheken und damit auch für den Steuerzahler würden explodieren.