Meinung

Zur Selbstauflösung der Bibliophilen-Gesellschaft in Köln

14. Dezember 2009
von Börsenblatt
Ein Ende mit Anstand: Die seit März 1930 bestehende Bibliophilen-Gesellschaft in Köln kündigt ihre Auflösung für das Frühjahr 2010 an. Ein Kommentar.

Die Entscheidung des Sekretärs der Kölner Bibliophilen-Gesellschaft Hanns Georg Schmitz-Otto, im Frühjahr 2010 die Arbeit der Gesellschaft nach 80 Jahren mit einer Feierstunde zu beenden, nötigt Respekt ab: dieser Schritt schafft klare Verhältnisse, und der Vereinigung bleibt ein längeres Siechtum erspart. Die Begründung für die Auflösung liegt auf der Hand: sie sind einmal persönlicher Natur, zum anderen hat die Bibliophilen-Gesellschaft in Köln zuletzt einen erheblichen Mitgliederschwund hinnehmen müssen, ohne neue, auch jüngere Mitglieder für sich gewinnen zu können. Schmitz-Otto weiß, dass sich das Umfeld für diese Form geselliger Bibliophilie grundlegend verändert hat, und er zieht daraus die richtigen Konsequenzen.
Falsch wäre es allerdings, aus den besonderen Kölner Verhältnissen pauschal auf eine Krise der organisierten Bibliophilie zu schließen. So weist etwa das jüngste Rundschreiben der Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst, die 2011 ihr hundertjähriges Bestehen feiert, fast 20 neue Mitglieder aus. Die Pirckheimer-Gesellschaft, zu DDR-Zeiten entstanden, unterhält neben ihrer renommierten Zeitschrift MARGINALIEN ein informatives Weblog (http://pirckheimer.blogspot.com/) und eine Facebook-Gruppe (http://www.facebook.com/pages/Pirckheimer-Gesellschaft-eV/165141379550); neue, offenbar auch erfolgreiche Wege der Öffentlichkeitsarbeit. Die Kölner Bibliophilen-Gesellschaft ist insofern ein Sonderfall. Ihr Ende ist bedauerlich, aber es sollte nicht zu verkehrten allgemeinen Schlüssen verleiten.

Björn Biester