Antiquariat

Varia Antiquaria 4

20. Oktober 2010
von Börsenblatt
Briefe von Theodor Fontane bei Hauswedell & Nolte in Hamburg, Bibliothekare als Bücherdiebe und ein "Usancen-Codex des Antiquariatbuchhandels" im Angebot eines Münchener Kollegen. Neuigkeiten für Antiquare und Büchersammler.

Das Hamburger Auktionshaus Hauswedell & Nolte versteigert in seiner Herbstauktion am 23. und 24. November unter anderem aus Privatbesitz stammende Briefe von Theodor Fontane an seine Freunde Fritz Mauthner und Georg Friedlaender. In einer Pressemitteilung des Auktionshauses wird insbesondere die Bedeutung der Briefe an Friedlaender hervorgehoben: "Friedlaender stammte aus einer angesehenen jüdischen Berliner Familie, die seit Jahrhunderten dem preußischen Staat bedeutende Gelehrte und Beamte geschenkt hatte. Mit niemandem seiner nach Tausenden zählenden Korrespondenzpartner hat Fontane einen so ehrlichen und offenen Briefwechsel über alle Fragen und Ereignisse, die Menschen interessieren können, geführt wie mit dem kleinen Amtsgerichtsrat. Diese Korrespondenz ist Weltliteratur. […] Im Fluchtgepäck mit den letzten Habseligkeiten einer nach 1945 aus Schlesien Vertriebenen haben die Fontane-Briefe an Friedlaender sämtlich überlebt, während die Gegenbriefe um 1900 leider von Fontanes Gattin vernichtet worden sind."

Kürzlich ist im Leipziger Plöttner Verlag ein auf eine studentische Initiative zurückgehender Sammelband erschienen: "Flachware – Fußnoten der Leipziger Buchwissenschaft" (siehe www.boersenblatt.net/397646). In dem von Eyk Henze und Patricia Zeckert herausgegebenen Band geht es unter anderem um die Rettung von Verlagsarchiven, mittelalterlichen Buchschmuck, die Suhrkamp-Kultur und Bibliothekare als Bücherdiebe.

Uwe Turszynski, Antiquar in München, offeriert unter www.turszynski.de/suche-im-gesamtbestand (suche "Antiquariat") ein wichtiges branchenhistorisches Dokument: den 1930 herausgegebenen Entwurf der "Handelsbräuche beim An- und Verkauf von antiquarischen Büchern, Handschriften und Graphik", gedacht als "Usancen-Codex des Antiquariatbuchhandels" (zum Hintergrund siehe Bernhard Wendt: Die Handelsgebräuche im Antiquariatsbuchhandel. In: Aus dem Antiquariat 20/1948, A 13).

Abschließend sei auf eine aktuelle Diskussion im Amazon Marketplace-Verkäuferstammtisch verwiesen. Unter der Überschrift "Pannen über Pannen. Ein Wutanfall" (siehe http://bit.ly/9lbCvS) gewährt eine Anbieterin interessante Einblicke in ihre geschäftlichen Überlegungen. Zitat: "Es ist erschreckend, dass man kaum um wh-book rumkommt, wenn man mehr will, als nur Amazon. Und ehrlich gesagt, signierte Erstauflagen usw. sollen Geld bringen, und nicht im Pricetoolfeuer untergehen. Mal abgesehen davon, dass ich bei antiquarischer Ware 15 % Provision für einen Witz halte."