Faber & Faber

Willkommen und Abschied

23. Januar 2011
von Börsenblatt
Wie es mit Faber & Faber weitergeht, ist ungewiss. Der Leipziger Verlag feierte zwar am Freitag mit Volker Braun, Christoph Hein und hunderten Gästen sein 20-jähriges Bestehen nach – doch was nach dem nun wohl definitiven Ausscheiden von Elmar Faber Ende März passiert, bleibt abzuwarten.

„Vom Wein der Weisheit einen Tropfen" heißt ein Almanach, der, pünktlich zum 20. Gründungs-Jubiläum des Verlags Faber & Faber, im letzten September erschienen war. Als die bereits damals geplante Jubiläumslesung, „ein wenig zeitversetzt", wie Elmar Faber anmerkte, am Freitagabend den größten Saal des Leipziger Literaturhauses bis auf den letzten Platz füllte, lag, unausgesprochen, ein Hauch von Abschied in der Luft. Noch im Spätsommer hatte Elmar Faber im Gespräch mit dem Börsenblatt seinen Rückzug zum Jahresende angekündigt – und, sofern sich bis dahin kein geeigneter neuer Mehrheitseigner finden ließe, die Einstellung der Verlagsproduktion. Unter den Freunden, Wegbegleitern und Lesern im Haus des Buches saß auch Fabers Sohn Michael, der den Verlag vor gut 20 Jahren mitbegründete, 2009 jedoch überraschend ins Amt des Leipziger Kulturbeigeordneten gewechselt war und zwei Tage zuvor ein Abwahlverfahren überstanden hatte. Bis zum letzten Mittwoch hatte wohl mancher insgeheim immer noch auf eine Rückkehr Michael Fabers in den Verlag gesetzt.

Von all dem war im Literaturhaus nur in kleinen Grüppchen die Rede. Die übergroße Mehrheit der Gäste war gekommen, um zu feiern. Mit Volker Braun, Christoph Hein und Helmut Richter hatte sich Elmar Faber dazu langjährige Autoren-Freunde eingeladen, mit denen er „die Lust am Leben und den Ärger über die asymmetrische Welt" teilt. Ein vierter, der krankheitsbedingt abwesende Fritz Rudolf Fries, saß mit am Tisch – kraft der Stimme seines Verlegers, der eine Leipzig-Passage aus Fries' letztem Roman „Alles eines Irrsinns Spiel" las. Langer, freundlicher Applaus, Blumen, Geschenke – Vorhang? Im kleineren Kreis, vor 100 geladenen Gästen des Geburtstags-Empfangs, ließ sich Elmar Faber dann doch noch einige Halbsätze zur Zukunft entlocken: „Am 31. März beende ich meine aktive verlegerische Tätigkeit." Und der Verlag? „Faber und Faber bleibt im Privatbesitz der Familie. Er schränkt sein Programm allerdings eine Zeitlang beträchtlich ein, bis geklärt ist, wer ihn künftig dominieren wird."

Eingeschränkte Verlagsaktivitäten

In der Leipziger Mozartstraße wird es also auf absehbare Zeit ruhiger werden. Vertriebsfrau Ulrike Winkelmann wechselte bereits im Herbst zum Buchverlag für die Frau; Heike Haupt, bei den Fabers für Presse und Veranstaltungen verantwortlich, scheidet Ende März aus. Michael Fabers Sohn Maximilian, seit zwei Jahren im Haus, wird seine Ausbildung in der Eulenspiegel Verlagsgruppe beenden. Der von Elmar Faber und Carsten Wurm herausgegebene Band „Bühne auf!", ein 500-seitiges Lexikon zu Erstlingswerken deutscher Autoren des 20. Jahrhunderts, das bereits für den letzten Herbst angekündigt war, wird im Herbst 2011 erscheinen. Und dann? Wird einer den Verlag wieder wach küssen, der zu den wenigen Nachwende-Gründungen gehörte, die die gebeutelte Buchstadt überregional im Gespräch hielt? Derzeit sieht es wohl so aus, als hätte Elmar Faber nach dem Motto ‚Der Verlag – c'est moi' entschieden. Nicht ohne sich freilich andere Optionen offen zu halten. Loslassen können ist eine Kunst, Faber weiß das selbst: „Man muss aushalten, dass ein anderer es anders macht, als man selbst es vielleicht getan hätte." Dazu allerdings braucht es mehr als einen Tropfen Weisheit.