Neueröffnung

Auf den Affen gekommen

20. Juni 2011
von Börsenblatt
In der Mainzer Neustadt eröffnete vorigen Samstag das Buchcafé Bukafski. Das Börsenblatt mischte sich unter die Feiernden.
Ein sitzender Orang-Utan, mit ineinanderverflochtenen Zehen ist das Logo der Buchhandlung Bukafski. Der selig lächelnde Menschenaffe hat ein aufgeschlagenes Buch in seinem Schoß liegen und ist vollkommen in die Lektüre vertieft. Eine weitere Folie prangt auf den großflächigen Fensterscheiben, die über zwei Wände der Buchhandlung laufen und viel Licht einlassen: sie zeigt den gleichen Affen, hier schlürft er aber genüsslich eine Tasse Kaffee. Buch und Kaffee, das passt gut zusammen. Das dachte sich auch Matthias Dölger, der in seinem neueröffneten Laden in der Mainzer Neustadt beide Elemente miteinander verbunden hat.

Am Samstag, 18. Juni, feierte der gelernte Buchhändler mit seinen Mitarbeitern, vielen Freunden und Gästen ein großes Eröffnungsfest. Der Andrang war außerordentlich: auch vor dem Buchcafé saßen und standen die Gäste: an den ausgesucht bunt zusammengewürfelten antiken Tischen und Stühlen – oder auch auf dem Boden. Die meisten von ihnen haben einen Capuccino oder ein Glas Sekt in der Hand.

„Das Bukafski ist genau das, was Mainz gefehlt hat“, urteilt die 23-jährige Katharina. Die gelernte Verlagsbuchhändlerin studiert in Mainz Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft.

Tatsächlich fügt sich das Bukafski sehr harmonisch in die Neustadt ein: diese stand lange im Ruf eines Mainzer Schmuddelviertels. Bewohnt wird der Stadtteil, der sich durch verschiedene bürgerliche Initiativen in den letzten Jahren zu einem aufstrebenden „Boomtown“ gemausert hat, vor allem von Studenten, jungen Familien und Migranten, die die günstigen Mieten zu schätzen wissen. Ein etwas trist wirkender Kinderspielplatz, ein türkisches Internetcafé, zwei Kebabläden, der Gebrauchtmusikinstrumenteladen „Sax & Co“ und das Fitnessstudio „Muskelkater“, das sind Läden in unmittelbarer Nachbarschaft des Bukafski, das sich als angesagten Stadtteilbuchhandlung etablierten möchte. Schräg gegenüber des Buchcafés befindet sich das alternative Szenecafé „Annahbatterie“, das erst im letzten Juli eröffnet hat. Die „Bagatelle“, in der vor allem StudentenInnen ein und aus gehen, gibt es schon länger. Hier freut man sich über das neue Geschäft, das in Sichtweite liegt – und überhaupt, das sich in der Neustadt etwas tut. Die „Cardebela-Buchhandlung“ liegt um die Ecke geht. Seit 33 Jahren ist der Buchladen in der Mainzer Neustadt verwurzelt.

Eine Besichtigung der Buchhandlung Bukafski zeigt: hier wird auf Klasse statt auf Masse gesetzt. Rund 1.000 Titel bilden das Grundsortiment der Buchhandlung. Es gibt zwei Verkaufsräume: im hinteren Teil findet sich die Sprachenabteilung – einige englische, französische, spanische und chinesischsprachige Titel, zweisprachige dtv-Bände, vor allem aber Sprachkurse und Lehrwerke mit einem Schwerpunkt auf Deutsch als Fremdsprache gibt es hier. Außerdem ein gemütliches Sofa und einen Tisch. Der Fußboden besteht aus dunklen, aufgearbeiteten Holzdielen.

Der vordere Verkaufsraum wird durch eine Säule in der Mitte des Raumes geteilt. Um diese Säule stehen, wie an den Wänden der Buchhandlung, weiße Bücherregale. An den Fenstern stehen weitere Tische und Sessel – hier finden etwa 15 Personen Platz. An einigen Stellen der Wände blitzen herrlich verspielte Tapeten auf, auf denen natürlich, wie auf den Glasscheiben, ebenfalls Affen abgebildet sind. Eine alte Schreibmaschine steht in einer Ecke. Der hintere Teil der Säule wird vom Kassenbereich und dem Kaffeetresen eingenommen. Die Kasse steht aber offen im Raum, schmiegt sich an die Rückseite der breiten Säule: hier verschanzt man sich nicht hinter einem großen Tisch wie andernorts, sondern sucht die Nähe zu den Kunden.

Wer den Laden betritt, der steuert zunächst auf zwei Regale zu, in denen sich Bestseller und Graphic Novels befinden. Die Anordnung der übrigen Büchergestelle ist sehr übersichtlich: Belletristik, Krimis (hier finden sich fast ausschließlich Taschenbücher) und ein großer Kinderbuchbereich. Auf einem Büchertisch werden Titel von Geiger, Bukoswki, Kuczok, Auster, Vargas und Jergovic präsentiert, auf einem anderen finden sich „Gregs Tagebücher“ – übrigens auch im englischsprachigen Original – und einige Nonbookartikel wie Spiele und Pipi Langstrumpf-Tassen.

Zur Eröffnung kosten alle Getränke und die von Dölgers Freundin Milena gebackene Kuchen nur einen Euro. Der Sekt fließt in Strömen und geht aufs Haus. Dutzende bunte Luftballons hängen unter der Decke des Buchcafés. Viele junge Familien sind zur Eröffnungsfeier gekommen, die Kinder greifen nach den Schnüren und sammeln die Luftballons ein, während Matthias Dölger zahlreiche Hände schüttelt und nebenbei auch einen ordentlichen Umsatz macht: Studenten, Migranten, neugierige Nachbarn und Bummelanten füllen den Raum und die Straße vor dem Bukafski gänzlich aus, trinken Kaffee, plaudern miteinander und kaufen Bücher. Eine Mutter sitzt mit ihren Kindern auf einem großen Sofa und liest aus einem Kinderbuch vor.

Die Ansprache Dölgers erfolgt schließlich mit deutlicher Verspätung. Sie fällt kurz und herzlich aus: „Eigentlich habe ich eine lange Rede vorbereitet. Aber es gibt zu viele Leute, denen ich einen Dank schulde.
Wir freuen uns, dass Ihr so zahlreich erschienen seid. Ich danke Euch allen!“ verkündet Dölger und steigt von seinem Tisch herunter. Dann spielen Thomas Müller und Dominik Enders, beides Freunde des Buchhändlers, „Acid Folk“ auf der Akustikgitarre. Texte von Bukowski und Francois Villon werden vorgetragen. Applaus. Viele der Anwesenden machen auch beim Gewinnspiel mit. Neben einer Fotografie gibt es Büchergutscheine zu gewinnen. Auf dem Zettel für die Verlosung werden der Name und das Lieblingsbuch eingetragen. Außerdem werden Bücherwünsche und Verbesserungsvorschläge für das Bukafski
entgegengenommen. So wollen Dölger und sein Team mehr über ihre Kunden erfahren und darüber, was diese gerne verbessert sehen würden. Die fühlen sich aber sichtlich wohl: „Das Konzept aus Café und Buchladen ist klasse. Tolle Farben! Es lädt alles dazu ein, länger hierzubleiben“, freut sich die 20-jährige Buchhändlerin Hannah. Die Wirtschaftspädagogikstutentin Anka pflichtet bei: „Ich bin ein Riesenfan der Tapete. Mir gefällt es hier super. Ich habe bereits drei Bücher gekauft.“ Eine Frau, die eben noch mit ihrem etwa zweijährigen Kind in der „Bagatelle“ gesessen hat, tritt zufrieden aus dem Bukafski. Auch ihr hat es dort sehr gut gefallen: „Eine gute Auswahl an Kinderbüchern. Und so schön muckelige Leseecken!“

Bukafski Buchhandlung & Café

Kurfürstenstraße 9
55118 Mainz
Tel. 06131/8845693
Fax: 06131/8845695
info@bukafski.de

http://www.bukafski.de