Abhörskandal

7.500 Euro für Überwachung

22. Juli 2011
von Börsenblatt
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, erhält der Journalist und Buchautor Wilhelm Dietl von der Bundesrepublik eine Entschädigung von 7.500 Euro. Der BND hatte Dietl in den 90er Jahren im Rahmen des „BND-Journalistenskandals“ überwachen lassen. Dietl war selbst mehrere Jahre für den BND als Agent tätig.

Dietl, der als Nahost- und Terrorismus-Experte für Magazine wie die „Quick“, „Focus“, „Spiegel“ und „Stern“ schrieb, habe den Staat auf die doppelte Summe verklagt, so die „Süddeutsche Zeitung“. Dietl habe sich 1982 vom deutschen Geheimdienst anheuern lassen. Bis 1993 war er für den BND tätig und hatte Informationen zur militärischen Ausstattung und zur politischen und wirtschaftlichen Lage der von ihm als Journalist bereisten Staaten im Nahen Osten und Asien besorgt.

Später sei er selbst ins Fadenkreuz der Pullacher Agenten geraten, so die „Süddeutsche Zeitung“ weiter. Aus Furcht, dass er geheime Insiderinformationen publizieren und auf diese Weise Mitarbeiter enttarnen könne, habe der BND ihn und sein Umfeld überwacht. Dietl verklagte den BND laut Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ auf Schadenersatz in Höhe von 10.000 Euro. Das Gericht habe einen Vergleich angeregt, nach dem beide Parteien sich auf eine Zahlung in Höhe von 7.500 Euro einigten. Dem Staat bleibe allerdings noch bis zum August die Möglichkeit, den Vergleich zu widerrufen, so die „Süddeutsche Zeitung“.

Dietl hat seit den 80er Jahren zahlreiche Bücher über den Nahen Osten und seine Zeit beim BND verfasst.

Zuletzt erschienen:

Schattenarmeen. Die Geheimdienste der islamischen Welt, Residenz 2010. ISBN: 978-3-7017-3167-1

Bedingt dienstbereit. Im Herzen des BND - die Abrechnung eines Aussteigers, Ulstern Taschenbuch Verlag 2005. ISBN:  978-3-548-36795-8

Deckname Dali. Ein BND-Agent packt aus, Eichborn 2007. ISBN :  978-3-8218-5670-4