Urheberrecht

Studie zur Digitalen Content-Nutzung: Warnhinweise könnten Piraterie eindämmen

30. August 2011
von Börsenblatt
Warnhinweise im Internet sind nach Überzeugung der meisten Nutzer ein effektives Mittel zur Eindämmung des illegalen Filesharings. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Studie zur Digitalen Content-Nutzung (DCN-Studie), die der Bundesverband Musikindustrie (BVMI), der Börsenverein und die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) erstmals gemeinsam auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt hat.

81 Prozent der illegalen Downloader glauben, dass ein Warnhinweis zu einer Verhaltensänderung führen könnte, 57 Prozent der Bundesbürger sind der gleichen Meinung. Alexander Skipis (Hauptgeschäftsführer Börsenverein), Matthias Leonardy (Geschäftsführer GVU), Florian Drücke (Geschäftsführer BVMI) vertraten gemeinsam die Ansicht, dass Warnhinweise im Netz ein wirkungsvolles Mittel zur Eindämmung der Internetpiraterie sein könnten. Florian Drücke sagte, Warnhinweise seien eine sinnvolle Verbindung von Abschreckung und Aufklärung.

Für die Buchbranche sagte Alexander Skipis: "Die Studie zeigt, dass illegale Downloads von E-Books und Hörbüchern eine erhebliche Marktrelevanz haben." Von 23 Millionen E-Books seien 2010 14 Millionen illegal heruntergeladen worden; und dies, obwohl von Beginn an ein legales Angebot der Verlage existiere.

Auf die Frage, wie sich die Online-Piraterie weiter entwickeln werde, erwiderte Skipis: "Wir befürchten das Schlimmste." Skipis appellierte an Bundeskanzlerin Merkel, ihr vor zwei Jahren gegebenes Versprechen zum Schutz der Urheberrechte endlich einzulösen: "Es müssen rechtsstaatliche Verhältnisse im Internet hergestellt werden." Ein großes Problem sei, dass illegale Plattformen die Suggestion eines legalen Angebots erzeugten. Wenn nichts gegen die Internetpiraterie unternommen werde, sei die kulturelle Vielfalt erheblich gefährdet.

Die Forderung nach veränderten Geschäftsmodellen könne das Problem nicht lösen, so Matthias Leonardy. Die Studie zeige, dass legale Alternativen kein Allheilmittel seien.

Zur Frage des Kopierschutzes erklärte Skipis, Digital Rights Management (DRM) behindere den Kunden. Der Börsenverein vertrete stattdessen die Auffassung, Inhalte mit weichem Kopierschutz zu versehen – digitalen Wasserzeichen.

Florian Drücke, Geschäftsführer des BVMI, sagte, man habe die bisher als "Brenner-Studie" bekannte Untersuchung in DCN-Studie umbenannt; in diesem Jahre habe man erstmals mit der Buch- und Filmbranche zusammengearbeitet.

Bianca Corcoran-Schliemann von den GfK Panel Services führte durch die Präsention der Studie. Hier ausgewählte Ergebnisse:

  • 20 Millionen Bundesbürger ab zehn Jahre laden Medieninhalte herunter oder nutzen sie in anderer Form (beispielsweise durch Streaming); E-Books werden von zwei Millionen Bundesbürgern heruntergeladen oder online genutzt; 49,9 Mio. Bundesbürger haben einen Internetzugang (meist Kabel und DSL)
  • nur 14,3 Millionen Bundesbürger (von 20 Millionen Nutzern) laden Medieninhalte herunter (22 Prozent der Bevölkerung); 74 Prozent davon sind legal unterwegs; 26 Prozent legal und illegal; ein kleiner Teil der Bevölkerung ist sehr intensiv bei Downloads aktiv
  • 23 Millionen E-Books wurden 2010 heruntergeladen, davon 62 Prozent illegal; dabei wurde in der Studie nicht zwischen originären E-Books und eingescannten Printbüchern unterschieden; die Zahlen für heruntergeladenen E-Books liegen daher höher als die der GfK-Studie aus dem Frühjahr (in der zudem keine Lehr- und Schulbücher erfasst wurden)
  • bei Musikinhalten nimmt die Zahl der Downloader zu; die durchschnittliche Zahl der heruntergeladenen Tracks sinkt zwar, dafür ist ein Zuwachs beim Download ganzer Alben zu beobachten
  • ausschließlich illegale Musikdownloader geben nur 18 Euro pro Jahr für Musikprodukte aus

Die DCN-Studie basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Personen (Nutzer ab 10 Jahre; Grundgesamtheit: 63,7 Millionen Bundesbürger), die zu Download, Streaming, Speichern und Kopieren, zur Einstellung zu Urheberrechtsverletzungen und zur Hardwareausstattung befragt wurden.

Die Presseversion der Studie steht auf den Websites von Börsenverein, Bundesverband Musikindustrie und GVU zur Verfügung.