Börsenverein

"E-Reader als Türöffner"

23. März 2012
von Regine Meyer-Arlt
Leseförderung in digitalen Zeiten: Dieses Thema stand im Mittelpunkt eines Parlamentarischen Abends in Hannover. Gastgeber: Der Landesverband Niedersachsen-Bremen im Börsenverein.

Deutschland sucht den Superleser: Könnte man in einer Fernsehshow nicht auch Deutschlands besten Leser casten? Wie E-Books, Internet und Co. das Leseverhalten verändern und wie elektronische Medien auch das Lesen fördern können - das war Thema eines Parlamentarischen Abends in Hannover, zu dem der Landesverband Niedersachsen-Bremen am Mittwoch eingeladen hatte. Dort ließen sich die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Johanna Wanka, und Abgeordnete des Niedersächsischen Landtags Forschungsergebnisse der Stiftung Lesen präsentieren – um anschließend über Mittel und Wege zeitgemäßer Leseförderung zu diskutieren. 

Moderator Karl Ermert, Leiter der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, machte deutlich, welche Auswirkungen die Digitalisierung nicht nur auf das Lesen, sondern auch auf die Chancengleichheit in der Gesellschaft hat: „Die Transformation des Buches ist auch ein sozialer Prozess.“ 

So schlecht, wie oft behauptet wird, ist es um das Lesen nicht bestellt. Das belegte Simone Ehmig, Leiterin des Mainzer Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, mit Ergebnissen verschiedener Studien. So ist beispielsweise der Anteil der viel lesenden Kinder und Jugendlichen in den vergangenen 15 Jahren konstant geblieben. Auch wenn nicht mehr so viele Erwachsene dicke Bücher konsumieren - durch die Nutzung elektronischer Medien lesen und schreiben die Menschen so viel „wie wohl noch nie zuvor“, so Ehmig.

Ihre spannende Frage: „Können digitale Medien zur Lesemotivation eingesetzt werden? Und wenn ja, wie?“ Eine Sonderauswertung der PISA-Studie 2009 habe jedenfalls gezeigt, dass Lesekompetenz unabhängig vom Trägermedium erworben werden kann. „E-Reader können besonders für leseferne Jugendliche ein Türöffner zum Umgang mit Büchern sein“, sagte Ehmig, „denn sie wirken auf diese attraktiver als gedruckte Bücher.“ Der Denkanstoß inspirierte die Politiker dazu, auf weitere Initiativen und Möglichkeiten der Leseförderung einzugehen. Dazu gehören Einrichtungen von Leseclubs in Schulen, ehrenamtliche Lesepaten – und die Frage, ob man das Lesen nicht auch über Fernsehshows popularisieren könne.