Kommentar

Es gibt nichts zu verschenken

1. August 2012
von Börsenblatt
Das Zusatzgeschäft mit Kongressen, Tagungen und Seminaren bleibt für Fachverlage lukrativ. Ein Modell auch für's Sortiment? "Kunden im Buchhandel zusätzlich zur Kasse zu bitten, ist schwierig – aber möglich", meint Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.

Fachverlage spielen ihre Rolle als Allrounder immer besser – ihr Dienstleistungsgeschäft brummt. Knapp 14 Prozent ging es für sie in diesem Segment 2011 nach oben. Und das interessanterweise auch dank einer (eigentlich) alten Idee. Denn anders, als es manche vor zwei bis drei Jahren noch vermutet haben, entspringt dieser Zuwachs eben nicht nur aus digitalen Welten, sondern auch aus dem Veranstaltungsgeschäft. Laut einer Statistik der Deutschen Fachpresse für das vergangene Jahr stiegen die Einnahmen der Fachmedienanbieter hier um 22 Millionen Euro – und damit stärker als das in anderen Sparten der Fall war (die Anzeigenerlöse etwa legten um 19 Millionen Euro zu).

Verlage, darüber herrscht in der Branche Konsens, haben andere Möglichkeiten, neue Einnahmequellen zu finden als Buchhändler: Dienstleistungen im Sortiment gibt es für den Kunden in der Regel obendrauf, ohne einen Cent Zuzahlung. Lesung, Sofortlieferung, knifflige Recherche: macht der Buchhandel alles gratis.

Jetzt mit dieser Gewohnheit zu brechen und Kunden für Dienstleistungen zur Kasse zu bitten, mag für das Sortiment schwierig sein – ist aber möglich:

  • Erich Kleene von der Bücherinsel in Dieburg nutzt seinen Status als Kulturinstitution nicht nur, um (mehr) Bücher zu verkaufen, er bietet seinen Kunden auch eine Reihe von Veranstaltungen an, für die sie ohne Murren zahlen. Dazu gehören Lesungen (neun Euro), Ausflüge (etwa ins Frankfurter Städel, inklusive Busfahrt und Restaurantbesuch, 45 Euro) und Stadtrundgänge (neun Euro).  
  • Die Esoterik-Buchhandlung Wrage in Hamburg organisiert Seminare – etwa einen Tanzworkshop für 160 Euro.
  • Buchkontext in Essen bietet Services für Verlage an – und stellt ihre Bücher auf Personalmessen vor. Kostenpflichtig, versteht sich.
Drei Beispiele von vielen, die zeigen was geht. Und dass da vermutlich noch mehr geht.

Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Kasse machen mit Weiterbildung" im kommenden Börsenblatt, Heft 31, Seite 16/17.