USA: E-Book-Preisabsprachen

Vergleich genehmigt, Preiskrieg eröffnet

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Die US-Richterin Denise Cote hat den Vergleich der US-Regierung mit drei großen Verlagsgruppen genehmigt. Damit könnte nach Presseberichten eine neue Runde im Preiskrieg um E-Books eröffnet werden. Lachender Dritter des Vergleichs ist Amazon.

Die drei Verlagsgruppen Hachette Book Group, Simon & Schuster und HarperCollins waren gemeinsam mit Penguin, Macmillan (Holtzbrinck-Gruppe) und Apple vom US-Justizministerium (Department of Justice, DoJ) wegen unerlaubter Preisabsprachen bei E-Books verklagt worden. Den Unternehmen war von der Antitrust Division des DoJ, das die Untersuchung durchgeführt hatte, vorgeworfen worden, sich untereinander und im Zusammenwirken mit Apple auf die Einführung des Agency-Modells für den Verkauf ihrer E-Books geeinigt zu haben. Das Agency-Modell sieht vor, dass Apple im Auftrag der Verlage E-Books an die Endkunden vertreibt (über den iBookstore), dafür eine Provision in Höhe von 30 Prozent kassiert, und die Verlage den Endverkaufspreis festlegen. Dieses Verkaufsmodell sollte analog auf andere Plattformen, vor allem den Kindle Store von Amazon, ausgedehnt werden.

Richterin Denise Cote vom United States District Court for the Southern District of New York wertete dieses Vorgehen als "unmittelbares, horizontales Preisfestsetzungs-Komplott" ("straightforward, horizontal price-fixing conspiracy").

  • Das Settlement sieht unter anderem vor, dass die betroffenen Verlage innerhalb einer Woche ihre Agency-Verträge mit Apple beenden müssen.
  • Zudem müssen alle Verträge mit anderen Händlern aufgelöst werden, die eine sogenannte Meistbegünstigungsklausel enthalten und den Händler dazu verpflichten, E-Books nicht günstiger als die Mitbewerber anzubieten.
  • In den kommenden fünf Jahren, so das Gericht, dürfen entsprechende Neuverträge nicht abgeschlossen werden.

"Man sollte sich besser anschnallen"

Die Kritiker des Vergleichs – unter ihnen die Authors Guild, die American Booksellers Association und Barnes & Noble – zeigten sich angesichts der Entscheidung enttäuscht. Mike Shatzkin, Gründer und Geschäftsführer von "The Idea Logical Company" wurde von der "New York Times" mit der Bemerkung zitiert: "Ich denke, dass jeder, der im E-Book-Markt mit Amazon konkurriert, sich besser anschnallen sollte."

Beobachter wie Shatzkin rechnen nun damit, dass Amazon die Preise für viele E-Book-Bestseller und -Novitäten wieder auf das Niveau vor Einführung des Agency-Modells absenkt – also auf 9,99 Dollar (rund acht Euro) und niedriger. Amazon hatte unter anderem wegen seiner Niedrigpreispolitik bis zur Einführung des Agency-Modells einen Marktanteil bei E-Books von rund 90 Prozent erreicht. Zwischenzeitlich war dieser auf etwa 60 Prozent zurückgegangen. Es steht jetzt zu befürchten, dass die Prozentanteil wieder nach oben schnellt.

Apple sowie die Verlagsgruppen Penguin und Macmillan haben die Teilnahme an dem Settlement abgelehnt und warten nun den Prozess ab. Random House Inc. war von der Kartellklage nicht betroffen.