Kommentar: Kunstbuch

Bilder einer Ausstellung – jetzt auch virtuell

8. November 2012
von Börsenblatt
Große Museen fragen im Kataloggeschäft heute digitalen Service ab. "Die Verlage werden ihn bieten müssen", meint Börsenblatt-Redakteurin Sabine Cronau.

Welches Long- und Bestsellerpotenzial in Kunstthemen steckt, zeigt zur Zeit der Schweizer Verlag Kein & Aber. Sein Titel "Kunst aufräumen" ist gleich zweimal in den Kunstbuch-Charts vertreten, die Media Control GfK International aktuell für das Börsenblatt erhoben hat. Längst gibt es zwei Folgebücher, dazu noch eine App, die zweite ist in Arbeit. Kunstliebe mit Ordnungssinn, nicht nur zum Blättern, sondern zum Wischen, Klicken, Spielen. Ein Erfolgsprodukt, geschickt ins Digitale verlängert.

Per Mausklick mehr Ordnung und Übersicht in den Markt der digitalen Möglichkeiten bringen zu können – das dürften sich derzeit die Kunstbuchverlage wünschen. Denn das Potenzial, gerade Kunst-, Design- und Architekturthemen virtuell zu inszenieren, ist durch iPad und Enhanced E-Books enorm gestiegen. Filme, Rekonstruktionen, weiterführende Links zu Datenbanken der wissenschaftlichen Forschung: Die Kunstverlage, lange zögerlich mit digitalen Ideen, sondieren das Terrain jenseits der reinen Textbuch-Digitalisierung. Allerdings nicht ganz freiwillig: Es sind auch die Publikationspartner, die den Druck im E-Kessel erhöhen. Große Museen fragen im Kataloggeschäft heute digitalen Service ab. Die Verlage werden ihn bieten müssen – wer am Ende die Rechnung bezahlt, steht auf einem anderen Blatt.

Leser dagegen kaufen unvermindert gedruckte Kunstbücher, was der Warengruppe von Januar bis September ein Umsatzplus von 2,4 Prozent beschert hat. Und die große Zeit für Bildbände, das Weihnachtsgeschäft, kommt erst noch. Hochpreisiges allerdings tut sich sogar im Museumsshop des Frankfurter Städel schwer, obwohl kunstsinnige Kunden dort ein- und ausgehen. Dafür verkauft Geschäftsführerin Gabriele Rubner hier Handtaschen für 300 Euro fast im Vorbeigehen. Das Kunstbuch in der Flut der Billigware als "Musthave", als Wertobjekt zu etablieren – da müssen die Verlage dranbleiben, um auf ihre Kosten zu kommen, analog wie digital.