Übersicht

Wer in Deutschland E-Books verleiht

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Je größer der E-Book-Markt wird, umso wichtiger wird auch das Thema Leihe: Wo sich Leser digitale Bücher auf Zeit besorgen können, und was die Angebote unterscheidet - boersenblatt.net stellt Ihnen einige der wichtigsten Modelle vor.
Amazon.de verleiht E-Books seit Oktober 2012 – allerdings nur an seine Prime-Kunden. Das sind all jene, die sich für eine Jahresgebühr von 29 Euro als Stammkunden registriert haben (kostenlose Lieferung am nächsten Tag, reduzierte Morning- und Evening-Express-Gebühren). Sie können pro Monat ein E-Book gratis ausleihen. Der Download funktioniert ausschließlich über die Kindle-Lesegeräte (Paper White, Fire), Nutzer der Kindle-Apps bleiben außen vor. Auswahl in der Kindle-Leihbücherei: rund 230.000 meist englischsprachige Titel – in deutscher Sprache sind mehr als 10.000 Titel verfügbar (u.a. von Bastei Lübbe, Hanser und von Selfpublishing-Autoren).  
Ciando verleiht E-Books bislang nur im B2B-Geschäft. Los ging es 2003 mit wissenschaftlichen Bibliotheken, seit gut anderthalb Jahren arbeitet das Unternehmen auch mit  öffentlichen Bibliotheken zusammen. Das Angebot umfasst  rund 145 000 Titel von etwa 600 Verlagen (Belletristik-Anteil: ca. zehn Prozent) und 1 000 digitale Hörbücher. Für das erste Halbjahr 2013 bereitet Ciando zudem ein Angebot für Endkunden vor (Arbeitstitel: »Kaufleihe«). Anstatt für ein Abo-Modell hat sich das Unternehmen für eine Leihgebühr pro Titel entschieden, die sich am Verkaufspreis und an der Leihdauer orientieren soll. Details dazu will Ciando im Lauf des ersten Quartals veröffentlichen.
libreka! startete mit dem Verleih von E-Books im Oktober 2012 – das Angebot befindet sich in der Testphase. Derzeit umfasst es 761 Titel (Verlage: Engelsdorfer, Ulmer u.a.). Das Konzept hier: E-Books können vier Wochen lang ausgeliehen werden – zu welchem Preis, bestimmen die Verlage selbst. Im Schnitt sind Leih-Titel 25 bis 30 Prozent günstiger. Manche Verlage testen aber auch andere Modelle, bei denen ein fixer Preis gilt (z.B. 2,99 Euro) und sich Preisreduktionen von bis zu 80 Prozent ergeben.     
PaperC entwickelt derzeit für die neue, mobile Plattform PaperC.com ein Abo-Modell – richtig loslegen will das Unternehmen dann voraussichtlich im Frühjahr. Was bereits feststeht: Inhaltlich konzentriert sich PaperC bezüglich der Flatrate zunächst auf IT-Titel; Nutzer zahlen zum Start 29,99 Euro pro Monat. Insgesamt werden rund 400 Verlage dabei sein.

Skoobe gibt es seit Februar 2012. Das Gemeinschafts-unternehmen von Arvato, Random House und der Holtzbrinck-Gruppe hat mittlerweile mehr als 20 000 E-Books im Regal. Für monatlich 9,99 Euro können Mitglieder beliebig viele Titel neu ausleihen – immer fünf Titel gleichzeitig. Nach der Startphase, die Skoobe zufolge "demnächst" endet, wird das Preismodell leicht angepasst (Details unter skoobe.de). Generell gilt: Mitglieder können auf ihre Bibliothek über eine Lese-App zugreifen (iPhone, iPad, Android-Geräte). Im Moment verleihen 402 Verlage Titel über das Joint Venture (außer den Gesellschafter-Verlagen sind das u.a. Bastei Lübbe, Campus, Reclam, Grafit, Herder und DuMont).

Onleihe heißt das (nicht-kommerzielle) Angebot der öffentlichen Bibliotheken. Seit dem Start 2007 ging es Stück für Stück aufwärts, heute sind rund 50.000 Medieninhalte verfügbar (E-Magazine und E-Zeitungen, E-Books, digitale Hörbücher, Musiktitel und Videos). Für den Zugriff genügt ein Bibliotheksausweis, den derzeit rund elf Millionen Deutsche besitzen. Allerdings: Längst sind noch nicht alle Bibliotheken bereit für die Onleihe. Ende 2012 hatten sich gut 700 Bibliotheken für das System angemeldet – etwa 25 Prozent der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken in Deutschland.