Karl-May-Verleger verstarb am 18. Mai

Lothar Schmid ist tot

21. Mai 2013
von Börsenblatt
Kurz nach seinem 85. Geburtstag ist der Bamberger Verleger und Schachgroßmeister Lothar Schmid am 18. Mai gestorben, wie seine Familie mitteilt. Seit 1951 hatte Schmid, zunächst mit seinen Brüdern Joachim und Roland, den Karl-May-Verlag geleitet. 2007 übernahm sein Sohn Bernhard die alleinige Geschäftsführung.

Mit seiner Frau Ingrid war er mehr als 50 Jahre verheiratet und hat drei Kinder (zwei Söhne und eine Tochter) sowie fünf Enkelkinder.

Am 10. Mai 1928 als Sohn des Verlegers Euchar Albrecht Schmid in Dresden geboren (der Karl May persönlich noch kannte und nach Mays Tod 1913 mit dessen Witwe und dem Erstverleger den Karl-May-Verlag in Radebeul gründete), studierte Lothar Schmid Jura und übernahm nach dem Tod seines Vaters 1951 mit seinen Brüdern Joachim († 2003) und Roland († 1990) die Leitung des Karl-May-Verlags in Bamberg. Ab 1993 führte Schmid den Verlag zunächst alleine und dann mit seinem Sohn Bernhard Schmid. 2007 zog er sich aus der ersten Reihe der aktiven Verlagsarbeit zurück und übergab die alleinige Geschäftsführung an Bernhard Schmid.

Neben seinem beruflichen Schaffen war Lothar Schmid auch international durch seine Leidenschaft für das Schachspiel bekannt. Zwischen 1950 und 1970 trat er elf Mal für Deutschland bei Schacholympiaden und Länderkämpfen an; 1959 erhielt er den Titel "Internationaler Schachgroßmeister". Obwohl durch seine Arbeit als Verleger stets nur Amateur, gewann er zahlreiche Preise und Auszeichnungen; am Spitzenbrett führte er den Schachclub Bamberg 1966, 1976 und 1977 zur deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Der breiten Öffentlichkeit wurde er bekannt als Schiedsrichter des Wettkampfs um die Schachweltmeisterschaft 1972 in Reykjavik zwischen Boris Spasski (Sowjetunion) und dem Bobby Fischer (USA). Die Presse berichtete damals, dass es Schmids umsichtigen Verhalten zu verdanken gewesen sei, dass der brisante Wettkampf trotz der damals herrschenden politischen Spannungen zur Zeit des Kalten Krieges ordnungsgemäß beendet werden konnte. Aufgrund seiner Verdienste wurde ihm 2005 der Ehrentitel "Schachschiedsrichter des Jahrhunderts" verliehen. Außerdem war der Träger des Bundesverdienstkreuz am Bande seit 2002 Ehrenmitglied des Weltschachbund FIDE (Fédération Internationale des Échecs) und leitete viele Jahre die FIDE-Kommission "Schach und Kunst".

Mit mindestens genauso viel Begabung, Leidenschaft und Risikobereitschaft lenkte er sehr erfolgreich über Jahrzehnte die Geschicke des Karl-May-Verlags in Bamberg. Nach Verlagsangaben ist Karl May mit über 80 Millionen verkauften Büchern allein in der Karl-May-Verlags-Ausgabe der meistgelesene deutsche Schriftsteller, übersetzt in 42 Sprachen. Schmid hatte Die literarische Hinterlassenschaft von Karl May hatte Schmid dem Freistaat Sachsen für 15 Millionen Euro angeboten, Sachsen wollte jedoch nur 3,5 Millionen geben, worauf der Verleger das Angebot 2008 ablehnte.