Neu im Regal: Buchtipp der Woche

Untergangsszenarien für das Buch

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Solange es Bücher gibt, hat es auch immer Versuche gegeben, sie zu zerstören: aus religiösen, ideologischen, technologischen, ökonomischen oder auch künstlerischen Gründen. Das Repertoire an destruktiven und dekonstruktiven Akten und Strategien stellt das dritte Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft, "Kodex" in zwölf Beiträgen vor.

Unter der Überschrift "Buchzerstörung und Buchvernichtung" findet sich beispielsweise ein Aufsatz von Caspar Hirschi und Carlos Spoerhase über "Kommerzielle Bücherzerstörung als ökonomische Praxis und literarisches Motiv". Das massenhafte Einstampfen von Büchern aus ökonomischen Gründen ist bis heute eine gängige Praxis, über die niemand gern spricht.

Mit dem "Nazi-Bibliocaust" beschäftigt sich Fernando Baéz in einem Artikel; wie die Bücherverbrennungen im nationalsozialistischen Deutschland und während der Kulturrevolution in China in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur verarbeitet werden, erörtert Oxane Leingang in einem Aufsatz. Künstlerische Buchzerstörung wiederum ist Gegenstand eines weiteren Beitrags von Albert Coers.

Dass Autor und Leser durch die Digitalisierung bedroht sind, führen Miriam Meckel und Vincent Kaufmann in ihrem Aufsatz "Lies! Mich! Aus! Zur Entsubjektivierung von Autor und Leser im Digitalen" vor.

Einen guten Überblick über alle möglichen Buchuntergänge gibt Ulrike Gärtners "Kleines Zerstörungsalphabet (in umgekehrter Reihenfolge)".

"Kodex. Jahrbuch 3 / 2013" (herausgegeben von Christine Haug und Vincent Kaufmann) ist im Harrassowitz Verlag erschienen und kostet 39,80 Euro.