Buchhändler-Umfrage

Wie verkaufen Sie Romane, die Sie nicht gelesen haben?

9. Januar 2014
von Börsenblatt
Bald rollt die Welle der Frühjahrsnovitäten an - kein Buchhändler kann alle davon lesen. Wie macht man sich trotzdem fit fürs Kundengespräch? Kollegen-Tipps für etwas, das nicht nur im Sortiment unter die Kategorie "professionelles Schaumschlagen" fällt - und sich manchmal schon bei einem Arbeitsfrühstück mit Kollegen regeln lässt.

Jörg Johannsen, Sachsentor-Buchhandlung, Hamburg-Bergedorf:

"Man beruft sich im Kundengespräch auf andere Quellen, zum Beispiel Empfehlungen von Kollegen. In der Belletristik ist es das entscheidende Einkaufskriterium für uns, dass mindestens eine Kollegin den Titel gelesen und für gut befunden hat. Darüber tauscht man sich ja auch im Arbeitsalltag weiter aus. Auch die Informationen von den Buchbesprechungstagen unterstützen uns. Ich sage es Kunden allerdings ganz offen, wenn ich selbst das Buch nicht gelesen habe."

Stefan Vogt, Buchhandlung Vogt, Kassel:

"An allererster Stelle steht der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen: Hier kommen von unseren beiden Standorten sechs unterschiedliche Lesevorlieben und Lesegewohnheiten zusammen, über die wir im Alltagsgeschäft miteinander reden. Von "Ist super" bis "Kannste vergessen" ist alles dabei. An zweiter Stelle kommt der Vertreter, was er erzählt, ist ganz wichtig. Dann folgen Klappentexte, Rezensionen in der "Zeit" und in der "Süddeutschen Zeitung" und die Informationen im Börsenblatt."

Sabine Häuser, Buchhandlung Witthuhn, Uttenreuth:

"Die Erfahrung zeigt, dass es unheimlich schwierig ist, ein Buch zu verkaufen, das wir nicht selbst gelesen haben. Deshalb tauschen wir Kolleginnen uns regelmäßig einmal im Monat auf unserem Arbeitsfrühstück über die neuesten Titel aus. Ausgewählte Bücher, die uns gut gefallen, versehen wir in der Auslage mit Banderolen, auf denen die Kollegin, die den Titel gelesen hat, den Inhalt kurz zusammengefasst und mit einer Bewertung versehen hat. Bei Nachfragen weiß man dann gleich, an wen man sich wenden kann. Buchbesprechungen in den Medien und die Empfehlungen von Vertretern geben uns weitere Informationen, auf die wir im Kundengespräch zurückgreifen."

Michael Bormann, BuchHaus Loschwitz, Dresden:

"Ich werde oft gefragt, ob ich das Buch gelesen habe und antworte ehrlich, wenn dem nicht so ist. Wenn ich den Autor kenne, kann ich mich eventuell auf andere Titel von ihm beziehen. Oder ich habe grob reingeschaut und kann ich sagen: „Es erinnert mich an…“ Auch auf die Informationen der Vertreter kann ich zurückgreifen. Die Klappentexte aus der Werbeabteilung der Verlage hingegen sind für eine Bewertung ungeeignet, eventuell geben sie einen Eindruck vom Inhalt. Da wir keine Zeitung lesen und kein Fernsehen gucken, sind meine Frau und ich vor allem auf unseren eigenen Eindruck angewiesen: Die Bücher, die wir mit Leidenschaft und Begeisterung gelesen haben, können wir am überzeugendsten empfehlen."

Welche literarischen Blockbuster und Debüts in diesem Frühling in den Buchhandel kommen, lesen Sie im Börsenblatt-Spezial Belletristik, das am heutigen Donnerstag erscheint.