5plus wird 5

Literarische Leuchttürme

3. April 2014
von Börsenblatt
Die Buchhandlungsgruppe 5plus feiert ihren fünften Geburtstag. Inzwischen sind es 5plus 3, also acht Sortimente, die gemeinsam an einem Strang ziehen. Im Interview mit boersenblatt.net erklären 5plus-Buchhändler die Ziele ihrer Vereinigung.

Herr Weber, was haben Sie bisher erreicht?
Wilfried Weber (Buchhandlung Felix Jud, Hamburg): Wir konnten uns in dieser Zeit als Zusammenschluss von Buchhandlungen positionieren, die sich über Qualität definieren. In der Auswahl ihrer Bücher genauso wie in ihrer Hinwendung zum Kunden. Jeder von uns ist dem Buch leidenschaftlich verbunden und hat in seiner Stadt als anerkannter Literaturvermittler eine Position inne, die wir gemeinsam verstärkt nach außen darstellen können – gegenüber Kunden, Verlagen und Autoren.

Frau Jäggi, Sie sind das jüngste Mitglied der 5plus und seit einem Jahr dabei. Wie profitiert Ihre Buchhandlung in der Schweiz von dem Zusammenschluss?
Susanne Jäggi (Librium, Baden): Ich war von dem wunderschönen Auftritt und dem qualitativen Anspruch so angetan, dass ich binnen Sekunden mein Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet habe. Es war ein Angebot genau im richtigen Moment: Unser eigenes Magazin hatten wir eingestellt, weil es so aufwändig war, aber die Kunden fragten weiter danach. Inzwischen ist bei uns das erste 5plus-Heft erschienen und wurde ganz toll aufgenommen. Gerade jetzt, wo sich die Schweiz immer mehr isoliert, ist es ein Zeichen für die Verbundenheit mit den Nachbarn. Darüber hinaus gibt der Inhalt unglaublich viel Anlass für Gespräche mit den Kunden.

Wilfried Weber: Der Hinweis auf die Buchhandlung Librium kam übrigens von einem Verlag. Man kannte sich vorher gar nicht, und ich habe mich auf den für mich neuen Weg nach Baden gemacht, um sofort zu erkennen, dass hier Kollegen mit ähnlicher Absicht denken und arbeiten. Weitere Zugänge sind aber nicht geplant, die jetzige Struktur hat sich sehr bewährt.

Das 5plus-Magazin, das zweimal im Jahr in einer Auflage von 30.000 Exemplaren erscheint, spielt eine wichtige Rolle. Was ist das Besondere daran?
Marina Krauth (Buchhandlung Felix Jud, Hamburg): Unser Magazin hat sich als echter Multiplikator erwiesen. Es ist ein äußerst lukratives Marketinginstrument, nach dem viele Kunden fragen. Die Qualität der Gestaltung, für die Rainer Groothuis verantwortlich zeichnet, spiegelt unseren gesamten Anspruch. Gleichzeitig erkennen die Kunden darin die Eigenständigkeit der Gruppe, sie sehen: Es ist kein Werbeheft, sondern eher eine Literaturzeitschrift mit sehr individuellen Buchempfehlungen. Dass das Literaturarchiv in Marbach unser Heft sammelt, ist unser Ritterschlag.

Rotraut Schöberl (Leporello, Wien): Auch bei uns in Wien sind die Resonanz und die Wertschätzung riesig. Die Nachfrage nach den Editionen ist ähnlich: Die Leute sind neugierig, was als nächstes kommt, was wir für sie entdeckt haben. Und es ist spannend, wie die Menschen wirklich mitgehen.

Wie werden Sie von Verlagsseite wahrgenommen? Inwieweit kooperieren Sie in dieser Richtung?
Wilfried Weber: Eine Reihe von Verlagen nimmt uns als Gruppierung wahr, die für einen gewissen Anspruch steht und sich innerhalb der Verlagsprogramme positioniert. In Fragen beispielsweise zur Herstellung oder zu Lesereisen werden wir als Gruppe ernster genommen als möglicherweise ein Einzelner. Und wenn uns der Hanser Verlag für unser Magazin ein exklusives Interview mit Umberto Eco zur Zukunft der Bücher vermittelt, dann drückt das die Anerkennung unserer Arbeit aus.

Wie zahlt sich Ihr Einsatz, der ja großen zeitlichen Aufwand bedeutet, aus?
Marina Krauth: Unser Einsatz war hoch, aber wir sehen das Ergebnis. In einer Zeit, in der die Branche im Umbruch ist, haben wir die Chance auf Zulauf, indem wir unseren Individualismus, den jede einzelne Buchhandlung von uns bewahrt hat, nach vorne tragen. Es kommen auch immer mehr jüngere Leute um die 30, die sagen: „Wir sind mit dem Internet nicht so wirklich glücklich.“ Dann ist es gut, wenn man ihnen etwas bieten kann, das sich unterscheidet.

Silke Grundmann-Schleicher, (Schleichers Buchhandlung, Berlin): Auch von der Presse werden wir auf größerer Ebene wahrgenommen und angesprochen: Als unsere Edition beispielsweise in der FAZ und in der NZZ rezensiert wurde, wurde auf die 5plus hingewiesen. Bei den Autoren spricht sich unsere Gruppe ebenfalls herum: Unser Magazin gilt als einmalig und sie sind bereitwillig dabei. Und von unseren gemeinsam organisierten Lesereisen wissen die Autoren, dass sie wie Gäste behandelt werden. Louis Begley meinte, er sei auf keiner anderen Lesereise bisher so gut betreut und verwöhnt worden…

Rotraut Schöberl: Nicht zuletzt ist auch die gegenseitige Bestärkung faszinierend und wertvoll: Man sitzt mit ganz unterschiedlichen Individuen zusammen, aber der Blick geht in die gleiche Richtung. Diese geistig-moralische Stärkung tut einfach gut.

Zweimal im Jahr treffen Sie sich in Hamburg zur Heftbesprechung und zum Austausch. Was steht aktuell auf der Agenda?
Wilfried Weber: Sinn des Treffens ist, uns innerhalb der Gruppe zu überlegen, wie wir unseren Unterschied gegenüber anderen noch deutlicher herausstellen können. Wir fragen uns, wie sich die Gesellschaft verändert und wie die Bedürfnisse aussehen. Wie schon erwähnt wurde, kommen zunehmend auch jüngere Leute zu uns, die eine literarische, aber auch in gewisser Weise eine gesellschaftliche Heimat suchen, in der sie als Individuum wahrgenommen werden. Ich sehe es als Chance, verstärkt auf sie einzugehen und ihnen ein Wegweiser sein.

Susanne Jäggi: Es hat sich als zukunftsfähig erwiesen, den Fokus auf den Kunden und auf das gute Buch zu legen – nicht darauf, die Konkurrenz zu bekämpfen. Wir spüren einen großen Rückenwind und hören jeden Tag: „Wie schön: eine richtige Buchhandlung!“

Wenn der direkte Kontakt zu den Kunden im Vordergrund steht, wie sind Sie dann den Sozialen Medien gegenüber eingestellt? Oder fällt das als Option von vornherein weg?
Marina Krauth: Wir sind eine Gruppe von Individualisten, die immer neue Ideen entwickeln. Man muss den Kunden laufend Abwechslung bieten, damit sie sich nicht langweilen, sondern der Sache, wie beispielsweise unserem Magazin, hinterherrennen. Das Internet ist eine große Chance, die wir nutzen müssen. Unsere Buchhandlung hat beispielsweise einen eigenen Blog, der mehr und mehr gelesen wird. Aber wir wollen uns nicht verzetteln und müssen prüfen, was für die 5plus Sinn macht.

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