Amazon setzt auf Kiva-Roboter und wird erneut bestreikt

Maschinen statt Menschen

30. Mai 2014
von Börsenblatt
Amazon will bei der Automatisierung seiner Versandzentren stärker auf Roboter setzen. Bis zum Jahresende will der weltgrößte Internethändler nach Informationen der „Lebensmittelzeitung“ die Zahl der in seinen Lagern eingesetzten Kiva-Roboter von derzeit 1.500 auf 10.000 steigern. Das habe Amazon-Gründer Jeff Bezos bei der Aktionärsversammlung 2014 bekanntgegeben. Währenddessen hat Verdi die Mitarbeiter an den Standorten Bad Hersfeld und Leipzig erneut zu einem zweitägigen Streik aufgerufen, um den unnachgiebigen Onlinehändler zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag zu bewegen.
Amazon hatte den Roboterhersteller Kiva 2012 für 775 Millionen US-Dollar (rund 570 Millionen Euro) gekauft. Kiva-Roboter sind Förderfahrzeuge, die als Schwarm agieren können. Sie transportieren die gefüllten Warenregale zu den Kommissionierern in den weitläufigen Amazon-Distributionszentren – die Ware kommt zu den Packern, statt die Packer zur Ware, erklärt die „Lebensmittelzeitung". Das spart Zeit und damit: Personal.

„Versandlager mit solchen autonomen Transportfahrzeugen mit Sensorik, Funk-Ortung und Agenten-Software erhöhen die Flexibilität für schwankende oder schnell wachsende E-Commerce-Umsätze", kommentiert die „LZ" (Artikel kostenpflichtig, hier geht es zum "LZ"-Archiv). Wie viele der Roboter in den acht deutschen Versandzentren eingesetzt werden sollen, und welche Auswirkungen dies auf die Mitarbeiter hat, wurde noch nicht bekannt.

Verdi erhofft sich vom geforderten Tarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel nicht nur mehr Geld für die Angestellten, sondern auch sicherere Arbeitsplätze. Amazon betrachtet sich nach eigenen Aussagen als reiner Logistiker und lehnt Verhandlungen ab.

Amazon steht derzeit unter heftigem Beschuss, weil der Onlinehändler mehrere Verlage – darunter die Hachette Group und die europäischen Bonnier-Verlage (zu denen auch Carlsen, Ullstein und Thienemann-Esslinger gehören) – unter Druck setzt und Bücher der Verlage verzögert ausliefert.

Amazon bemüht sich um positive Nachrichten: Die Meldung, dass für deutsche Kunden die „Kindle Cloud Reader App", über die sich Kindle-Bücher in allen gängigen Web-Browsern ansteuern lassen verfügbar ist, feiert das Unternehmen als „Meilenstein": Der Kindle Cloud Reader ermöglicht das Lesen von Büchern sowohl offline als auch online - ohne vorheriges Herunterladen oder Software-Installation, am PC, dem Tablet oder iPad.