Preisrutsch beim Tolino

Das Ende des Tablet-Abenteuers?

25. Juli 2014
von Börsenblatt
Es dürfte ein Hinweis auf schleppende Verkäufe der Tolino-Tablets sein: Bei Thalia, Jokers und Weltbild werden derzeit die Android-Tablets der Tolino-Familie verramscht. Die 8,9-Zoll-Variante ist aktuell um 100 Euro im Preis gesenkt (149 statt 249 Euro), das 7-Zoll-Tablet wird für 99 Euro (früher 179 Euro) angeboten. Die E-Reader der Allianz behaupten sich besser im Markt.

Der Preissturz der beiden Tolino-Tabs ist vermutlich eine Reaktion auf einen (zu) harten Wettbewerb: Amazons Kindle Fire HD wurde im Preis ebenfalls jüngst gesenkt und wird derzeit für 79 Euro angeboten. Amazon kann sich seine rote Zahlen und das Subventionieren seiner Geräte leisten, um Kunden in einen goldenen Käfig zu überführen.

[Update vom 25. Juli, 14:50 Uhr: Hugendubel hält an den höheren Preisen fest (199 Euro für das große, 149 Euro für das kleine Tab) − Bertelsmann hat die Tolino Tabs zumindest in seinem Onlineshop bereits ausgemustert.]

Während man in Zügen und Schwimmbädern immer häufiger Vielleser mit den E-Readern Tolino-Shine und Tolino-Vision antrifft (beide Geräte sind auch stabil im Verkaufspreis), tun sich die Tolino-Partner offensichtlich schwer mit dem Verkauf der eigenen Tablets, die in verschiedenen Tests (ewa bei Chip und sehr ausführlich auf lesen.net) im Preis-Leistungsverhältnis stets als "gut" bewertet wurden (wohlgemerkt noch vor dem massiven Preissturz). Im schwierigen Tablet-Markt kann sich die Tolino-Allianz aber nur schwer gegen Branchengrößen wie Apple und Samsung behaupten.

Es käme angesichts dieser Entwicklung kaum überraschend, wenn die Tolino-Partner sich künftig auf E-Reader fokussieren würden und stattdessen beispielsweise komfortablere Leseapps für Smartphones und Tablets entwickelten.

Das Interesse von Teilen des unabhängigen Buchhandels, beim Tolino einzusteigen, gilt trotz gescheiterter Gespräche im vergangenen Jahr nach wie vor als groß – vor kurzem hatte die Tolino Allianz angekündigt, mit dem Standaard Boekhandel (145 Filialen in Flandern) zu kooperieren und den dortigen schwach entwickelten E-Book-Markt beleben zu wollen.