"Manager Magazin" berichtet über geplanten "Kahlschlag"

Sanierung mit der Axt statt "Weltbild 2.0"?

20. November 2014
von Börsenblatt
Nach einem Bericht des "Manager Magazins" plant Investor Droege einen "Kahlschlag": Von den rund 2.500 Weltbild-Mitarbeitern soll nur ein Bruchteil den Job behalten. Das komplette Filial- und Kataloggeschäft soll auf der Kippe stehen, will das Magazin wissen. Die Weltbild-Geschäftsführung wiederholt hingegen, was bereits im Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" gesagt wurde: Man halte am "Multi-Kanal-Geschäftsmodell" fest, komme aber um "personelle Anpassungen nicht herum".

Wie das "Manager Magazin" in seiner aktuellen Ausgabe (Erscheinungstermin: 21. November) berichtet, plant der Düsseldorfer Investor Droege, das Unternehmen drastisch zu verkleinern. Von den rund 2.500 Mitarbeitern werde voraussichtlich nur ein Bruchteil den Job behalten, so das Magazin.

Demnach könnte am Ende der jetzt von Droege eingeleiteten Sanierung lediglich das Onlinegeschäft der Buchhandelskette übrig bleibenDas Kataloggeschäft und der Verkauf über Filialen seien dagegen gefährdet

Grund für die harten Einschnitte sollen starke Abweichungen des Umsatzes gegenüber den Zahlen sein, die Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz beim Verkauf prognostiziert hatte. Im laufenden Geschäftsjahr würden die Erlöse bei Weltbild "um mindestens ein Fünftel niedriger" ausfallen als in der vergangenen Periode, berichtet das Magazin weiter.

Weltbild-Geschäftsführung spricht von "personellen Anpassungen" und "neuen Strukturen"

Vor zwei Wochen hatte die von der Beteiligungsfirma eingesetzte Geschäftsführung laut Gewerkschaftsangaben bereits die Entlassung von rund 200 Beschäftigten angekündigt. Die Weltbild-Geschäftsführung spricht von weniger Stellen, nennt aber keine konkreten Zahlen. "Die Weltbild-Führung steht zur Restrukturierung, um das Unternehmen zukunftsfähig am Markt zu positionieren. Die Geschäftsführung wird rasch neue Strukturen aufbauen, um der Digitalisierung gerecht zu werden, und hält am Multi-Kanal-Geschäftsmodell fest", bestätigte Weltbild auf Nachfrage von boersenblatt.net den bereits angekündigten Sparkurs. "Die Vertriebswege Online-, Filial- und Kataloggeschäft sowie Social Media sind und bleiben wichtig und sollen eng verzahnt werden", teilt Weltbild mit und will damit den hartnäckigen Gerüchten einen Riegel vorschieben, dass Investor Droege ausschließlich am Onlinegeschäft Interesse zeige. Die Geschäftsführung bedauere aber, "dass in diesem Zusammenhang personelle Anpassungen notwendig sind. Alle Maßnahmen werden in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern ausgehandelt und sollen sozialverträglich wie möglich gestaltet werden", heißt es aus Augsburg.

Grund für den harten Sparkurs soll laut "Manager Magazin" Unzufriedenheit beim Investor Droege sein: Droege habe erst nach Vollzug der Übernahme festgestellt, dass das von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und der Unternehmensberatung Roland Berger erarbeitete Fortführungskonzept ("Weltbild 2.0") nicht funktioniere, heißt es im Artikel. Geiwitz soll nach Informationen des "Manager Magazins" für seine Leistungen 3,7 Millionen Euro Vergütung beantragt haben.

Dass an der Umsetzung des Konzepts "Weltbild 2.0" seitens des Investors kein Interesse bestände, hatten auch Gewerkschaftsmitglieder in den letzten Wochen mehrfach im Verdi-Blog des Unternehmens und in Flugblättern behauptet. "Wir sehen, dass die aktuelle Situation für alle Betroffenen belastend ist. Deswegen sind wir an einer zügigen Einigung über einen Interessenausgleich und Sozialplan interessiert", teilte die Weltbild-Geschäftsführung mit.

Patrick Hacker, der Sprecher des Insolvenzverwalters Geiwitz, bestätigte gegenüber boersenblatt.net, dass die Geschäftsführung von Weltbild derzeit gemeinsam mit Droege ein eigenes Konzept entwickelt, aber: "Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Konzept 'Weltbild 2.0' nicht auch nach wie vor realisierbar wäre." Aber auch ein anderer Weg könne durchaus erfolgreich sein. Den Umsatzrückgang führt er etwa auf nicht durchgeführte Marketingmaßnahmen, die im Rahmen des Konzepts "Weltbild 2.0" vorgesehen waren, in den Sommermonaten zurück. Im Insolvenzverfahren habe man Weltbild "schnell und strukturiert stablisieren" und die "Loyalität von Lieferanten und Kunden" wahren können, betont Hacker. Eine "noch immer anhaltende Wende in Richtung positiver Ertragssituation" sei durch die Maßnahmen eingeleitet worden.

Stellungnahme der Droege Group

Die Droege Group teilte auf Nachfrage ihr Bedauern darüber mit, "dass es bereits kurzfristig nach Übernahme der Weltbild-Guppe zu Anpassungsnotwendigkeiten, die sich in allen Bereichen der Weltbild-Gruppe niederschlagen werden, kommt. Wir können den Umfang der personellen Anpassungsmaßnahmen, die das 'Manager Magazin' kommuniziert, jedoch nicht bestätigen", heißt es gewohnt wortkarg aus Düsseldorf. Das Unternehmen teilte mit, die Weltbild-Geschäftsführung genieße Droeges "uneingeschränktes Vertrauen".