Auszeichnungen

Chamisso-Preis für Sherko Fatah

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Sherko Fatah bekommt den mit 15.000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis 2015 − für sein bisheriges Gesamtwerk, insbesondere für seinen jüngsten Roman "Der letzte Ort" (Luchterhand 2014), teilt die Robert Bosch Stiftung mit.

In "Der letzte Ort" erzählt Sherko Fatah von der Entführung eines Deutschen und seines arabischen Übersetzers im Irak. Darin habe er "der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ein neues und hochaktuelles Themenfeld erschlossen", erklärt die Jury. "Seine Bücher bereichern das interkulturelle literarische Schreiben durch ihre schonungslose Darstellung von Krieg und Terror", so die Jury weiter. "Im Zentrum dieser intensiven Sprachkunstwerke stehen dabei stets das differenzierte Innenleben der Unmenschliches erleidenden Opfer und ihre niemals auszulöschende Hoffnung auf eine friedliche und humane Welt."

Sherko Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren. Er wuchs in der DDR auf, 1975 siedelte er mit seiner Familie nach West-Berlin über. Dort studierte er Philosophie und Kunstgeschichte. Sein erzählerisches Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. 

Förderpreise für Olga Grjasnowa und Martin Kordić

Die Förderpreise in Höhe von jeweils 7.000 Euro erhalten Olga Grjasnowa für ihren zweiten Roman "Die juristische Unschärfe einer Ehe" (Hanser 2014) sowie Martin Kordić für seinen Debütroman "Wie ich mir das Glück vorstelle" (Hanser 2014).

In der Jury-Begründung für Olga Grjasnowa, geboren 1984 in Baku, Aserbaidschan, heißt es: "In ihren Romanen formuliert Olga Grjasnowa eine unbedingt zeitgemäße Absage an starre Klischees von nationaler, sozialer und sexueller Identität. Ihre Figuren sind ganz selbstverständlich transkulturell agierende Nomaden des 21. Jahrhunderts. Manchmal traurig und verzweifelt, niemals jedoch wehleidig sind sie auf der Suche nach der ihnen angemessenen Form von Glück. Der lakonisch-coole Ton der Romane ist von hinreißender und vollkommen eigenständiger Faszinationskraft."

 

Martin Kordić, 1983 in Celle geboren, arbeitet als Lektor in Köln. Er studierte am Institut für Literarisches Schreiben der Universität Hildesheim und an der Universität Zagreb. Über seinen Debütroman "Wie ich mir das Glück vorstelle" urteilt die Jury: "In schnell wechselnden Fragmenten erzählt Martin Kordić – mal aus der Perspektive des seit seiner Geburt stark behinderten bosnischen Jungen Viktor, mal in der dritten Person – die Schmerzensgeschichte eines Kindes, das nie etwas anderes kennengelernt hat als die unendliche Grausamkeit des Krieges. Viktors vermeintlich naive, bisweilen märchenhafte Sprache steht in krassem Gegensatz zu den oft extrem inhumanen Geschehnissen, von denen er berichtet. Diese behutsame poetische Sprache macht die literarische Besonderheit des Romans aus."

Zusammensetzung der Jury

Die Juroren des Adelbert-von-Chamisso-Preises 2015 sind: Gregor Dotzauer (Literaturkritiker),Wolfgang Herles (Literaturkritiker), Michael Krüger (Schriftsteller und Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste), Klaus-Dieter Lehmann (Präsident des Goethe-Instituts), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dorothea Westphal (Literaturkritikerin) undFeridun Zaimoglu (Schriftsteller und Chamisso-Preisträger 2005).

Die Preisverleihung findet am 5. März in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz statt. Am 6. März lesen die Preisträger im Literaturhaus München aus ihren Werken.

Mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung herausragende auf Deutsch schreibende Autoren, deren Werk von einem Kulturwechsel geprägt ist. Die Preisträger verbinde zudem ein außergewöhnlicher, die deutsche Literatur bereichernder Umgang mit Sprache, so die Stiftung.