Serie: 190 Jahre Börsenverein in 19 Objekten (8/19)

Circulär – Umlaufschreiben für Geschäftsfreunde

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Als Circuläre, bzw. Zirkulare bezeichnet man Geschäftsrundschreiben, in denen Umzüge, Inhaberwechsel und Umfirmierungen ab dem 18. Jahrhundert mitgeteilt wurden. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig verfügt über eine Sammlung von rund 25.000 dieser Rundschreiben aus der Buchbranche. Was diese Dokumente zu faszinierenden Quellen zur Zeitgeschichte macht, verrät Carola Staniek (Deutsche Nationalbibliothek).

Am 15. Juni 1858 teilen Giesecke & Devrient in Leipzig in einem gedruckten Schreiben mit, dass ihr Typographisches Institut in ein neu errichtetes Haus in der Bosenstraße 1 b (heute Nürnberger Straße) verlegt wird. Die Geschäfte der erst 1852 gegründeten Firma, die mit der ein Jahr später eröffneten Abteilung für Kupfer- und Stahldruck den Grundstein für die Herstellung von Banknoten und Wertpapieren legte, müssen sehr erfolgreich gewesen sein. Davon künden das imposante Geschäfts- und Produktionsgebäude wie auch die aufwendige Gestaltung des Zirkulars.

Etablissementscirculäre (auch: Circulare), später buchhändlerische Geschäftsrundschreiben genannt, stellen eine besondere Quellengattung dar, die zahlreiche authentische Daten zur Unternehmens- und Personengeschichte des Buchwesens enthalten. Die ältesten bekannten Zirkulare stammen aus den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts. Sie lösten allmählich die bis dahin übliche mündliche Bekanntgabe über Geschäftsgründungen und -veränderungen, vorzugsweise anlässlich der Buchmessen, ab.

Über die Jahrhunderte hinweg zeichnen sich die Zirkulare dadurch aus, dass sie inhaltlich und formal relativ einheitlich gestaltet sind. Es handelt sich um gedruckte, meist nur ein- bis zweiseitige Mitteilungen an die buchhändlerische Geschäftswelt, in denen die Gründung einer Firma, Änderung der Inhaberschaft, des Namens sowie das Erlöschen von Unternehmen oder die Übertragung einzelner Rechte an andere Firmen durch Inhaber oder deren bevollmächtigte Mitarbeiter bekanntgegeben werden. Sie können auch Informationen über den beruflichen Werdegang eines Firmengründers, verwandtschaftliche Beziehungen der Beteiligten, Verlagsankündigungen u. ä. enthalten. In der Regel sind diese Rundschreiben mit der eigenhändigen Unterschrift des Firmeninhabers, oft auch mit einer faksimilierten Unterschrift, versehen. Nur wenige Rundschreiben wurden illustriert, meist mit Abbildungen der Geschäftsgebäude wie in unserem Beispiel von Giesecke & Devrient.

Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum besitzt mit rund 25.000 buchhändlerischen Geschäftsrundschreiben, die in 65.000 Exemplaren vorliegen, die größte Sammlung dieser Quellengattung. Nur etwa 100 davon sind illustriert. Die Zirkulare entstammen überwiegend deutschen, aber auch ausländischen Verlagen und Buchhandlungen aus der Zeit von 1737 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Über 20.000 der Rundschreiben sind bisher in einer Datenbank (http://bermudix.ddb.de/dbsm/cgi-bin/gr.pl) erschlossen, die über verschiedene Register nach Personen, Firmennamen und Orten recherchierbar sind.

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Carola Staniek (c. staniek@dnb.de)