Aufruf des internationalen literaturfestivals berlin

Weltweite Lesung für Ashraf Fayadh

1. Dezember 2015
von Börsenblatt
"Freiheit für Ashraf Fayadh", fordert das internationale literaturfestival berlin (ilb). Der Lyriker wurde vergangene Woche von einem saudi-arabischen Gericht wegen Abfalls vom Glauben zum Tode verurteilt. Mit einer weltweiten Lesung von Gedichten und Texten am 14. Januar soll Saudi-Arabien dazu bewegt werden, das Urteil aufzuheben.

Im Aufruf des internationalen literaturfestivals berlin (ilb) werden "alle Menschen, Institutionen, Schulen und Medien, denen Freiheit und Bürgerrechte wichtig sind", am 14. Januar 2016 zur Teilnahme an einer weltweiten Lesung von Gedichten und Texten als Unterstützung für Ashraf Fayadh gebeten. Mit dieser weltweiten Lesung sollen Großbritannien und die Vereinigten Staaten aufgefordert werden, sich für Ashraf Fayadh einzusetzen und so - in einem ersten Schritt - dafür zu sorgen, dass Saudi-Arabien die Menschenrechtsstandards anhebt.

Ashraf Fayadh, ein 35-jähriger, in Saudi-Arabien als palästinensischer Flüchtling geborener Dichter und Kurator, ist von einem saudischen Gericht am 17. November 2015 für die "Straftat" des Abfalls vom Glauben zum Tode verurteilt worden. Während der Haft und der Gerichtsverhandlung wurde ihm nicht erlaubt, sich einen Anwalt zu nehmen, so das internationale literaturfestival berlin. Fayadh sei eine Schlüsselfigur in der Vermittlung zeitgenössischer Kunst aus Saudi-Arabien für ein weltweites Publikum.

Zusätzlich zur Verleugnung des Islam werde Fayadh auch der Blasphemie und der Förderung des Atheismus in seiner 2008 veröffentlichten Gedichtsammlung "Anweisungen von Innen" angeklagt. Fayadh habe dagegen versichert, dass die Gedichte "allein von mir als Flüchtling aus Palästina handeln … über kulturelle und philosophische Probleme. Aber religiöse Extremisten haben es als zerstörerische Ideen gegen Gott gewertet."

Das ilb fährt fort: "Die Vorwürfe, zusammen mit der Abwesenheit eines den Rechtsnormen verpflichteten Prozesses, zeigen, dass es nicht Fayadh ist, der schuldig ist, sondern eher Saudi-Arabien, das sich erneut schuldig macht, indem es, Menschenrechte und Rechtsgrundsätze missachtet." In den Ranglisten lande das Königreich ständig auf einem der letzten Plätze, wenn es um Freiheit und Demokratie geht. Saudi-Arabien, das derzeit sogar Mitglied im UN-Menschenrechtsrat sei, sei ein von Grund auf repressives Regime, urteilt das ilb.

Eine weitere Forderung des ilb ist es daher, dass die Vereinten Nationen Saudi-Arabien vom UN-Menschenrechtsrat ausschließen, "bis das Königreich seine entsetzliche Menschenrechtsbilanz verbessert hat und Freiheit und Bürgerrechte anerkennt".

Die gesamten Lesetexte werden in Kürze in mehreren Sprachen auf der Website www.worldwide-reading.com veröffentlicht.

Den kompletten Aufruf des ilb finden Sie im unten angehängten PDF.

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Bereits in der vergangenen Woche hatte der Börsenverein die Bundesregierung aufgefordert, sich kompromisslos für Ashraf Fayadh einzusetzen. Verschiedene Sektionen von Amnesty International, darunter auch die deutsche, haben dazu aufgerufen an den saudischen König und Justizminster zu schreiben, um die Freilassung des Lyrikers zu verlangen.