Studie der Deutschen Fachpresse

Unterschätzte Potenziale im Fachmedienmarkt

10. Mai 2016
von Börsenblatt
Der Markt für professionelle Informationen ist um ein Vielfaches größer als das klassische Fachmediengeschäft – und bietet immense Chancen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Deutschen Fachpresse.   

Das Marktpotenzial für Fachmedien ist wesentlich größer als bisher angenommen. Es sind nicht nur die 3,35 Milliarden Euro, die die Branche im engeren Sinne 2015 umgesetzt hat, sondern im gesamten Business-to-Business-Medien- und Informationsmarkt in Deutschland 28,3 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Deutschen Fachpresse, die diese bei der Schickler Unternehmens­beratung in Auftrag gegeben hatte.


Sprung in eine neue Dimension

Wie kommt es zu diesem Sprung in eine andere Dimension, zu einem Marktvolumen, das etwa dreimal größer ist als das der Buchbranche? Für Stefan Rühling, Sprecher der Deutschen Fachpresse, steht am Anfang ein neues Marktverständnis: "Fachmedienhäuser agieren heute in einer Welt konvergierender Geschäftsfelder und sehen sich mit neuen Marktteilnehmern konfrontiert." Erfreulich sei, dass Fachmedienhäuser bereits in allen definierten Segmenten Erfolge aufweisen. "Wir wollen und können diesen Markt in allen seinen Ausprägungen auch in ­Zukunft maßgeblich mitgestalten", so Rühling: "Mit unserem Content-, Kommunikations- und Kunden-Know-how haben wir hierfür eine hervorragende Startposition."

Die digitale Transformation hat dazu geführt, dass sich Fachverlage über ihr Kerngeschäft – gedruckte Bücher und Zeitschriften – hinaus zu "multimedialen Informations- und Kommunikationsdienstleistern entwickelt haben, die ihre Kunden auf vielfältigen Kanälen bedienen", wie es in der Einleitung der Studie heißt. Damit seien Fachmedienhäuser in einem neuen und wesentlich größeren Markt als in der Vergangenheit aktiv. Das hat nicht nur Folgen für das Selbstverständnis der professionellen Informationsanbieter, sondern verändert auch die öffentliche Wahrnehmung.

"Die Studie soll der Politik und einer breiteren Öffentlichkeit deutlich machen, welch zentrale Rolle der B2B-Medien- und Informationsmarkt in der heutigen Informationsgesellschaft spielt – und wie groß dieser oft unterschätzte Markt tatsächlich ist", sagt Bernd Adam, Geschäftsführer der Deutschen Fachpresse in Frankfurt. Der von Schickler beschriebene Markt besteht aus sechs Segmenten, die wiederum zu zwei großen Clustern gruppiert werden, zwischen denen es zum Teil fließende Übergänge gibt:
B2B-Publikationen und -Informationen, berufliche ­Weiterbildung inklusive Kongresse sowie fach- und ­branchenspezifische Software im Marktfeld Content­lösungen; Corporate Publishing, Messen sowie Marktforschung und Datengeschäfte im Marktfeld Marketinglösungen.

Die einzelnen Segmente

Im Cluster Contentlösungen bündelt die Studie Marktsegmen­te, in denen überwiegend Fachinformationen vermittelt werden – in vielfältigen Formaten und über verschiedenste Kanäle: Das Segment B2B-Publikationen und -Informationen, das Kerngeschäft der Fachmedienhäuser, umfasst unter anderem Fachbücher, Lehrbücher, Datenbanken, Fachzeitschriften und Unternehmensinformationen.
Zur beruflichen Weiterbildung rechnet die Studie unter anderem Seminare und Schulungen für die berufliche Weiterbildung (inklusive E-Learning). Unter Fach-Software versteht sie Software, die auf die speziellen Bedürfnisse einer Branche oder Funktion zugeschnitten ist, zum Beispiel Workflow-Lösungen für den STM-Bereich.

Während die drei genannten Segmente auf Inhalten basieren, sind die Segmente des Marketing-Clusters meist von Kommunikations-, Marketing- und Datenleistungen getrieben: B2B-Corporate-Publishing deckt B2B-Kunden- und ­Mit­arbeiter-Medien, Jahresberichte und Corporate Books sowie die Erstellung und Pflege von B2B-Unternehmens­websites ab. Das Segment Marktforschung und Datengeschäfte beinhaltet unter anderem Marktforschung und Primär-Erhebungen, Experten-Netzwerke, Datenservices sowie Adressdaten-­verkauf potenzieller Zielgruppen. Zu B2B-Messen rechnet die Schickler-Studie dedizierte Fachmessen und den B2B-Anteil von Messen, die sowohl Fach- als auch Privatleute ansprechen. Dabei wurden nur Messen berücksichtigt, die in Deutschland stattfinden.


Internationaler Vergleich

Ein internationaler Vergleich des B2B-Medien- und Informa­tionsmarkts in Deutschland mit dem britischen und US-amerikanischen Markt zeigt zunächst erhebliche Unterschiede. Korrigiert man jedoch die Abweichungen, die sich aus differierenden Marktdefinitionen ergeben, kommt man auf ähnlich hohe Werte bei den Pro-Kopf-Umsätzen im B2B-Fachinformationsbereich: 345 Euro pro Kopf in Deutschland, 342 in den USA und 317 Euro im Vereinigten Königreich. Auf Unternehmen hochgerechnet, liegen die Ausgaben in Deutschland bei durchschnittlich 12 922 Euro. Mit 0,9 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt liegen die Aufwendungen in Deutschland deutlich höher als in den USA (0,64 Prozent) und im Vereinigten Königreich (0,70 Prozent). Die Erkenntnisse der Marktstudie sind für die Fachverlage von strategischer Bedeutung: Sie zeigen, wie die Verlage in Geschäftsfelder hineinwachsen und effektiver als bisher mit anderen ­Playern – zum Beispiel Messeveranstaltern, Softwareproduzenten oder Weiterbildungsanbietern – kooperieren können.

Details zur Untersuchung

Die Studie "Der B2B-Medien- und Informationsmarkt in Deutschland 2016" wurde auf Basis veröffentlichter Daten und ohne eigene Primär-­Erhebung durchgeführt – analysierte Quellen waren unter anderem die Deutsche Fachpresse, Bitkom, der Börsenverein und das Statistische Bundesamt.
Um größtmögliche Aktualität zu gewährleisten, wurden Marktdaten bis 2016 fortgeschrieben.
Herausgeber der Studie ist die Deutsche Fachpresse.

Bezugsadresse: seiring@deutsche-fachpresse.de

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