Regionale Reiseführer

Gleich um die Ecke

4. August 2016
von Börsenblatt
Um Urlaub zu machen, muss man nicht immer weit fahren: Unzählige Regionen locken mit teils weniger bekannten Reisezielen.

Sommerzeit ist Ferienzeit, aber im Herbst wird es so richtig schön: Zum einen sind die Urlaubsziele nicht mehr überlaufen, zum anderen sind sie günstiger. Und viele machen dann noch mal einen Kurzurlaub in hiesigen Gefilden. Wer denkt, dass er die schon alle kennt, irrt: Reisebände überraschen mit weniger bekannten Aspekten. Mecklenburg-­Vorpommern etwa, von dem zehn Prozent unter Naturschutz stehen, ist auch über die Wasserwege zu entdecken: 20 Routen von der oberen Havel und den Rheinsberger Seen bis zur Müritz sind in "Wasserwandern in Mecklenburg-Brandenburg" (Reise Know-How Verlag, 324 S., 14,90 Euro) zu finden. ­Rainer Höh erläutert den Charakter der Route, die Länge in Kilometern und Tagen, Schleusen sowie Bootsvermietung und hält nützliche Informationen und Landkarten bereit.

Einen Teil des nördlichen Bundeslands können wir auch dank "Fischland, Darß und Zingst" (Edition Temmen, 192 S., 9,90 Euro) auf informative und unterhaltsame Weise mit Fahrradtouren, Spaziergängen und Wanderungen erkunden. Bernd F. Gruschwitz hat den Reiseführer mit Farbreitern klar gegliedert, ­Karten und Stadtpläne erleichtern die Orientierung.

Reisen wir nur ein bisschen weiter westlich, lohnt sich der Abstecher in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. Sie wird in "Kiel cool" (Wachholtz, 96 S., 9,95 Euro) anhand verschiedener Kriterien "gecheckt": Wir erleben Kneipenkollektive und ein Dönerdreieck, erfahren, wo es die besten Fischbrötchen gibt, erhalten Tipps zu Shoppingtouren, Segway-­Anbietern und Wassersportschulen. Ein Highlight sei hier schon verraten: der Paternoster im Landeshaus.

Den nächsten Stadtstaat können wir, beginnend am Bremer Marktplatz, in 63 Etappen erkunden: Rita Schloendorff führt uns in "Wandern um Bremen umzu" (Schünemann, 112 S., 14,90 Euro) 212 Kilometer durch spannende Gefilde, auch an Achim und der Künstlerkolonie Worpswede vorbei. Die äußerst präzisen Beschreibungen glänzen durch vorbildliches Kartenmaterial.

Beim einwohnerstärksten Bundesland denken viele an Industrie und das dichte Autobahnnetz. Aber es hat 13.000 Kilometer Radweg, die der Band "Autofreie Radtouren Nordrhein-Westfalen" (Klartext, 160 S., 9,95 Euro) nutzt. Matthias Thomes hat idyllische Strecken heraus­gesucht, die zu 75 Prozent autofrei sind, entlang alter Bahntrassen und Flussläufe. Ausgangspunkt und Ziel jeder Tour ist ein Bahnhof. Gegliedert nach den Gebieten Ostwestfalen, Münsterland, Niederrhein, Ruhrgebiet und Bergisches Land sind die familienfreundlichen Touren meist zwischen 25 und 50 Kilometer lang.

Speziell für Kölner hat Angelika Staub zwölf Touren durch die Domstadt und ihr Umland zusammengestellt: "Mit dem Fahrrad in den Kölner Feierabend" (J. P. Bachem, 128 S., 14,95 Euro). Die zwischen elf und 26 Kilometer langen Strecken führen – wohltuend für gestresste Jobber – vor allem über verkehrsberuhigte Wege. So können Kölner und Touristen weniger bekannte Facetten der Stadt entspannt entdecken: etwa die in den 1920er Jahren entstandene "Milchmädchensiedlung" in der Südstadt oder Naherholungs­gebiete wie das Gremberger Wäldchen. Kulturhis­torische Informationen, Tipps für kulinarische Stopps und viele Fotos sind ein weiterer Pluspunkt des schön gestalteten Bandes.

Wir verlassen Köln in südwestlicher Richtung, um "Streifzüge durch die Nordeifel" (Meyer & Meyer, 368 S., 19,95 Euro) zu unternehmen. Reinhard Mäurer nimmt uns mit auf seine ­Tagestouren; mit lockerem, teils reportageartigen Schreibstil vermittelt er sein umfangreiches Wissen über die Region. Dabei legt er seinen Schwerpunkt auf die geschichtliche Entwicklung und Landschaftsgebiete wie die Struffelter Heide, schlägt Wanderungen vor, widmet sich Mundart und Eifeler Küche. Lobenswert: Alle Touren hat Mäurer selbst absolviert. Abstecher führen ihn nach Aachen und ins belgische Eupen.

Von hier aus ist es nicht weit nach Luxemburg: Eingesteckt haben wir neben passendem Schuhwerk die "25 Wanderungen Luxemburg" (Conrad Stein, 160 S., 12,90 Euro) im praktischen Hosentaschenformat. Die Physikerin Astrid Holler beschreibt in dem Band der Reihe Outdoor Regional ausführlich die Strecken (inklusive Höhenprofile) und nennt jene, die sich für Wanderer mit Kinderwagen oder Familien eignen. Zu den Touren können GPS-Tracks heruntergeladen werden, hilfreich bei den teils kleinen Karten.

Zurückgekehrt aus dem Großherzogtum wandeln wir mit Autor Klaus Nissen auf den Spuren einer Unesco-Welt­erbestätte: "Limeswandern. Von Rheinbrohl bis Miltenberg" (Peter Meyer Verlag, 224 S., 18,95 Euro). 380 Wander­kilometer schlängeln sich entlang der Nordhälfte des römischen Limes, 22 Routen schlägt Nissen vor, von sehr leicht bis anspruchsvoll im Westerwald, Taunus, Spessart und in der Wetterau. Am Wegesrand finden sich Reste des Grenzwalls, die Saalburg sowie weitere Erlebnismuseen; der Führer ist mit Einkehr- und Unterkunfttipps gespickt. Die GPS-Daten können kostenlos heruntergeladen werden.

Nicht weit es dann bis Thüringen: Vom Stadtgebiet Geras mit seinen Parks ausgehend, erschließen sich uns mit "Gera und Umgebung" (Grünes Herz, 72 S., 7,95 Euro) abwechslungsreiche Wege im Elstertal; auf historischen Pfaden lernen wir viele Nebentäler kennen, schroffe Felswände und renaturierte Bergbaufolgelandschaften. Joachim Bauers Vorschläge sind meist Rundwege, deren Ausgangspunkte mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Auto erreichbar sind. Da es auf vielen Strecken aber keine durchgehende Markierung gibt, sind seine genaue Textbeschreibung und die Wegskizzen unabdingbar.

Eine der wohl schönsten Gegenden liegt in Sachsen. Auf der Suche nach romantischen Landschaftsmotiven liefen im 18. Jahrhundert die Maler durchs Elbsandsteingebirge, was Bernhard Pollmann in "Malerweg. Auf den Spuren der Romantiker durch die Sächsische Schweiz" (Kompass, 140 S., 14,99 Euro) dokumentiert. Seine nach den Schwierigkeitsgraden "leicht – mittel – schwer" eingeteilte Tourenübersicht enthält exakte Wegbeschreibungen und Höhenprofile. Besonders nützlich: der XXL Kartenausschnitt; der GPX-Datendownload ist selbstverständlich. Vielleicht entdecken Sie ja auch einen malerischen Blick, den Sie festhalten wollen?

Die gibt es auch in der Schwäbischen Alb zuhauf. 30 Halbtages- und Tagestouren rund um Bad Urach, das Biosphären­reservat, das Lautertal sowie die Schopflocher, Blaubeurer und Reutlinger Alb hat die passionierte Wanderin Elke Koch in "Wandern Schwäbische Alb Ost" (Der Kleine Buch Verlag, 172 S., 15,90 Euro) gesammelt. Sie beschreibt viele Wegvarianten, kinderwagentaugliche Touren und – das dürfte den Nachwuchs freuen – auch Nachtwanderungen!

Aus Anlass des 30. Geburtstags des Silberburg-Verlags hat Dieter Buck mit dem Team des Tübinger Hauses 30 "Lieblings-Radtouren in Baden-Würt­temberg" (Silberburg, 160 S., 9,90 Euro) ausgewählt – insbesondere Genusstouren, die auch von Familien leicht zu bewältigen sind. Einzelne Mitarbeiter erklären jeweils zu Beginn, warum sie gerade diese Pedalrunde besonders schön und geeignet finden ("Silberburg-Tipp").

Im angrenzenden Bayern zählt das Allgäu zu den beliebtesten Urlaubsregionen, wobei Franziska Baumann eine Überraschung bereithält: "Wandern am Wasser. Allgäu mit Kleinwalsertal und Tannheimer Tal" (Bergverlag Rother, 224 S., 16,90 Euro) ist eine "erfrischende" Kombination, die Badekleidung gehört hier in den Rucksack. In einer Tabelle werden die wichtigsten Merkmale – von der Dauer bis zum Schwierigkeitsgrad – der 42 Touren auf einen Blick zusammengefasst, die GPS-Daten sind kostenlos.

Unsere Reise endet mit einem neugierigen Blick über die Grenze: "111 Orte in Oberösterreich, die man gesehen haben muss" (Emons, 240 S., 16,95 Euro) bringen uns Gerald Polzer und Stefan Spath näher, vom 52 Kilometer langen Schwemm­kanal über den Gänseliesel-Brunnen in Linz bis zur noch funk­tionstüchtigen Leithenmühle aus dem 17. Jahrhundert in Windhaag. Wie bei der 111er-Reihe gewohnt, werden die Tipps auf je einer Doppelseite in Text und Bild anschaulich präsentiert.