Stimmen zur Fusion von Thalia und Mayersche

"Größe ist heute nicht mehr das Rezept"

10. Januar 2019
von Börsenblatt
Was sagt die Buchbranche zur geplanten Fusion von Thalia und der Mayerschen? Stimmen aus Verlagen und Buchhandlungen − gesammelt von boersenblatt.net.

Carel Halff, CEO von Bastei Lübbe:

"Wirtschaftlich und unternehmerisch macht dieser Zusammenschluss sicherlich sehr viel Sinn. Wir arbeiten schon bisher mit beiden Häusern sehr gut und intensiv zusammen und gehen davon aus, dass unsere Geschäftsverbindung hierdurch noch gestärkt werden wird. Den Partnern wünschen wir bei ihrem Vorhaben viel Erfolg."

Daniel Lager, Bücherstube am Krohnstieg in Hamburg und Mitglied im Sprecherkreis der IG unabhängiges Sortiment:

"Größe ist heute nicht mehr das Rezept. Was die kleineren unabhängigen Buchhandlungen betrifft, bin ich auch angesichts der Fusion relativ zuversichtlich: Unsere Zahlen sind ja gut, was ich auch von Kollegen höre; wir müssen auch keine Flächen verkleinern. Viele Leute wollen heute sehr individuell angesprochen werden, und das können wir gut. Wo ich mir schon eher Sorgen machen, sind die Marketingaktionen und Affiliate-Programme: Da ist Vorsicht geboten, weil ein 355-Filialen-Unternehmen ganz andere Möglichkeiten hat."

Britta Blottner, Blottner Verlag und Sprecherin der IG unabhängige Verlage:

"Wenn solche Riesenkonzerne geschaffen werden, stellt sich die Frage: Wie wirkt sich das auf Konditionen und Werbekostenzuschüsse aus? Wie eine größere Marktmacht bei Verhandlungen eingesetzt werden kann, das ist noch offen. Ebenso die Frage, welche Rolle kleinere Verlage im Regal spielen."

Urban van Melis, kaufmännischer Geschäftsführer des Ravensburger Buchverlags und Geschäftsführer Vertrieb des  Ravensburger Spieleverlags für die Deutschland, Österreich und Schweiz:

"Wir stellen uns als Unternehmen auf die zuspitzende Situation bei unseren Handelspartnern ein − demnach ist die Fusion ein neuer Meilenstein, aber keine grundlegend neue Situation."

Jörg Sundermeier, Verleger, Verbrecher Verlag:

"Der Zusammenschluss von Thalia und der Mayerschen überrascht mich ein bisschen, da sich die großen Zusammenschlüsse der vergangenen Jahre ja eher als kontraproduktiv erwiesen haben, aber selbstverständlich wünsche ich den Fusionären nur das Beste. Und wer größer wird, braucht ja auch ein größeres Herz − und ein größeres Herz für unabhängige Verlage würde mir bei dem neuen Großfilialisten außerordentlich gefallen."

Irene Nehen, Buchhandlung Melchers in Bremen und Mitglied des Sprecherkreises der IG unabhängiges Sortiment:

"Das bedeutet, dass Wachstum endlich ist… Inzwischen finden ja auch die Großen die Kleinen attraktiv. Die Mayersche ist in meinen Augen die individuellere, persönlichere Buchhandlung, von der Werbung bis zum Einkauf – vielleicht kann Thalia ja auch von der Mayerschen lernen. Das Anonyme funktioniert nicht mehr so gut, weshalb wir da wenig Sorgen habe müssen: Wir Unabhängigen spüren in zunehmendem Maße den Zuspruch seitens der Kunden."

Jochen Papanouscas, Leiter Vertrieb und Marketing im Droste Verlag:

"Sehr überrascht waren wir über diese Nachricht. Eher war ja ein Zusammengehen der Mayerschen mit Osiander zu erwarten. Als Verlag wünschen wir uns natürlich einen guten Wettbewerb im Buchhandel. Es wird sich zeigen, welche Auswirkungen die veränderte Wettbewerbssituation, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, haben wird. Wir schauen grundsätzlich optimistisch in die Zukunft. Mit Thalia und der Mayerschen arbeiten wir seit vielen Jahren gut zusammen und sind davon überzeugt, dass unsere Geschäftsbeziehung auch nach einer Fusion fair und partnerschaftlich bleiben wird."

Nadja Kneissler, Verlagsleitung Buch, Delius Klasing:

"Elefantenhochzeiten sind bei dem hohen Druck im Markt ja  erwartbar. Die Fusion von Thalia und Mayersche überrascht, weil Mayersche und Osiander in einem gemeinsamen SAP-Projekt verbunden sind und ich eher mit einer Fusion dieser beiden Unternehmen gerechnet hatte. Was das für uns Verlage bedeutet? Eine spannende Frage, auf die es erst in den nächsten Monaten Antworten geben wird, wenn es um die zukünftige Zusammenarbeit, um Konditionen und Werbekostenbudgets gehen wird. Wir haben bisher mit beiden Filialisten gut und fair zusammengearbeitet und setzen darauf, dass das zukünftig auch in der neuen Konstellation der Fall sein wird. Als Special-Interest-Verlag denken und arbeiten wir in Themenwelten − ein zukunftsorientiertes Konzept, das momentan bei manchen Filialisten ja auch getestet wird. Deshalb werden wir interessiert beobachten, ob sich solche Konzepte bei zunehmender Unternehmensgröße zeitnah flächendeckend umsetzen lassen. Spannend ist auch die Frage, wie sich die Digitalaktivitäten von Thalia und Mayersche weiterentwickeln, sofern die Fusion vom Kartellamt genehmigt wird."