Umfrage zur gendergerechten Sprache

Keine Mehrheit für "BürgerInnenmeister"

5. April 2019
von Börsenblatt
Mehr als 60 Prozent der Bundesbürger sehen keinen Bedarf für eine gendergerechte Sprache, ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts INSA. Neun von zehn Befragten verwenden privat keine genderneutrale Sprache, 74,6 Prozent auch beruflich nicht.

Auf die Frage "Wie wichtig oder unwichtig ist Ihrer Meinung nach gendergerechte Sprache für die Gleichstellung der Frau in Deutschland?" antworteten 27,1 Prozent der befragten Männer bzw. 27,9 Prozent der befragten Frauen mit "sehr wichtig" oder "eher wichtig", jeweils über 60 Prozent antworteten mit "sehr unwichtig" oder "eher unwichtig" (der Rest entfällt auf "weiß nicht" oder "keine Angabe"). Diese Präferenzen seien über Bundesländer, Geschlechter und Parteien ähnlich; auch bei den Anhängern der Grünen hätten 60,1 Prozent der Befragten die Gendersprache mit "sehr unwichtig" oder "eher unwichtig" bewertet, so der Verein Deutsche Sprache VDS, der die am 19. und 20. März durchgeführte Umfrage in Auftrag gegeben hatte.

Weitere Ergebnisse der Umfrage: Neun von zehn Befragten verwenden privat keine genderneutrale Sprache, 74,6 Prozent auch beruflich nicht. Mehr als die Hälfte empfinde einschlägige Vorschriften durch Behörden oder Arbeitgeber als störend, 75,3 Prozent lehnten gesetzliche Vorschriften zur Sprachneutralisierung ab, so der VDS.

"Das Ergebnis belegt, was auch alltägliche Erfahrung ist", kommentierte Schriftstellerin Monika Maron, die Anfang März mit Walter Krämer (Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache), Journalist Wolf Schneider und Josef Kraus (früher Präsident des Deutschen Lehrerverbandes) einen "Aufruf zum Widerstand" gegen "Auswüchse der geschlechterneutralen Sprache" initiiert hatte. Er wurde laut VDS bislang mehr als 60.000 Mal unterzeichnet. Zu den Erstunterzeichnern gehören die Schriftsteller Judith Hermann, Wulf Kirsten, Günter Kunert, Reiner Kunze, Katja Lange-Müller, Sibylle Lewitscharoff, Bastian Sick, Cora Stephan und Arno Surminski.