Schulbuchgeschäft

„Kein Tag an dem die Ware ankommt, wie bestellt“

12. September 2019
von Börsenblatt
Schlechte Konditionen und ein Belieferungschaos, das jedes Jahr Lust macht, die Wände hochzugehen: Im Schulbuchgeschäft muss sich dringend etwas ändern, findet der Esslinger Buchhändler Bert Heim, Buchladen die Zeitgenossen.

Mich treibt seit wenigen Wochen ein Thema um, das Buchhandlungen betrifft, die auch im Schulbuchgeschäft tätig sind. Es geht, neben den miesen Konditionen, um die unsägliche Belieferung seitens der Verlage und der Bücherwagendienste. Während der Zeit, in denen das Schulbuchgeschäft ansteht, vergeht kein Tag, an dem die bestellte Ware so in unserem Laden ankommt, wie sie bestellt wurde.

  • Veranschaulichen kann man das an einem Beispiel: Bei einem Verlag bestellt wurden 36 diverse Titel in unterschiedlichen Stückzahlen (4 bis 100 Ex.).
  • Der Buchwagendienst liefert einzelne Pakete, die dann auch noch mit gemischten Titeln bestückt sind.
  • Dem Packzettel entnehme ich, dass die gesamte Lieferung aus 14 Paketen besteht, geliefert wurden jedoch erst vier.
  • Natürlich befindet sich keine Rechnung in den Paketen. Drei Tage später kommen nochmals sechs Pakete, der Rest eine Woche danach.
  • Erst dann ist eine Kontrolle und die Bearbeitung der Lieferung möglich.

Zwischendrin liefern auch noch andere Verlage Schulbücher mit ähnlichem Volumen, mit derselben Verzögerung und vermischten Titeln. Ein kleiner Buchladen wie der unsere stößt an die Grenze der Kapazitäten, was Aufwand und Platz betrifft. Wir haben nur einen kleinen Nebenraum, der vorerst proppenvoll mit abschließbar nicht bearbeitbaren Schulbüchern von fünf Schulen ist. Ein Rätsel, dass die Fehlerquote bei Null bleibt und nur durch mehrmaliges Kontrollieren erreicht werden kann. Der Mehraufwand kann nur durch zusätzliches Personal bewältigt werden, wobei die Schwierigkeit darin besteht, dass nicht genau bestimmt werden kann, wann dieses Personal einbestellt werden soll, da nicht klar ist, an welchem Tag die Lieferung kommt. Wer genau an dem Dilemma Schuld trägt ist mir unklar: Die Auslieferungen schieben es auf den Bücherwagendienst, die wiederum an die Verlagsauslieferung. Um Schuld soll es jedoch nicht gehen, sondern um Veränderung! Ich kann mir die logistischen Schwierigkeiten beider zwar vorstellen, aber das Ergebnis nicht tolerieren. Und ich weiß, dass mein geschildertes Problem viele betrifft, die Schulbücher liefern.

Trübe Aussichten

In meiner Stadt gibt es nur noch drei von fünf Buchläden, die annähernd 20 Schulen beliefern und das mit einem lächerlichen Ertrag. Damit verbietet sich meine Überlegung, künftig aus dem Schulbuchgeschäft auszusteigen, denn die übrig gebliebenen KollegInnen würden das nicht alleine stemmen können! Die Stadt würde europaweit ausschreiben oder dem Onlinehandel würde Tür und Tor geöffnet. Trübe Aussichten! Ist es zu viel verlangt, dass sich Verlagsauslieferungen und Bücherwagendienste Gedanken darüber machen, wie das Problem zu lösen ist, das beiden Seiten gerecht wird? Schließlich sind beide logistisch erfahren genug, Dass sie das Problem kennen, davon kann man ausgehen. Dass sie auch Willens sind es zu ändern bleibt ein frommer Wunsch!