Geglückter Regelverstoß beim Booker Prize

Margaret Atwood und Bernardine Evaristo ausgezeichnet

15. Oktober 2019
von Börsenblatt
Die Jury des Booker Prize 2019 hat am Montagabend überraschend zwei Gewinnerinnen gekürt: Margaret Atwood für "The Testaments" und Bernardine Evaristo für "Girl, Woman, Other". Damit setzte sich die Jury über die aktuell geltenden Regeln hinweg, die nur einen Preisträger oder eine Preisträgerin vorsehen.

Das Preisgeld in Höhe von 50.000 Pfund (umgerechnet circa 57.400 Euro) wird unter den beiden Gewinnerinnen aufgeteilt, heißt es in der Presseinformation der Veranstalter. Der Booker Prize wurde in seiner Geschichte bereits zweimal gemeinsam vergeben: 1974 (Nadine Gordimer; Stanley Middleton) und 1992 (Michael Ondaatje; Barry Unsworth). 1993 wurden die Regeln dann so geändert, dass nur ein Autor oder eine Autorin gewinnen konnte. In diesem Jahr nun missachtete die Jury diese Regelung, konnte sich damit bei der Booker Prize Foundation durchsetzen.

Die beiden Gewinnertitel:

  • Margaret Atwood: "The Testaments" (Vintage, Chatto & Windus). Die deutsche Ausgabe unter dem Titel "Die Zeuginnen" im Berlin Verlag erschienen. Dabei handelt es sich um die Fortsezung ihrer Dystopie "Der Report der Magd". Über das jetzt ausgezeichnete Buch urteilte die Jury: "Es ist ein wilder und schöner Roman, der heute mit Überzeugung und Kraft zu uns spricht. Die Messlatte ist für Atwood ungewöhnlich hoch gelegt. Sie schwebt."
  • Bernardine Evaristo: "Girl, Woman, Other" (Penguin Random House, Hamish Hamilton). Der Roman schildert das Leben und die Kämpfe von zwölf sehr unterschiedlichen Charakteren − meist schwarze, britische Frauen, fasst die Presseinformation zusammen. "Ein Must-Read über das moderne Großbritannien und die Weiblichkeit", so die Jury, "ein beeindruckender, heftiger Roman über das Leben schwarzer, britischer Familien, ihre Kämpfe, Schmerzen, Lachen, Sehnsüchte und Liebesgeschichten." Ein Roman, der es verdiene, "gefeiert" zu werden.

Die kanadische Autorin Margaret Atwood (79) wurde bereits zum zweiten Mal mit dem Booker Prize ausgezeichnet, 2000 gewann sie mit "The Blind Assassin" (dt.: "Der blinde Mörder). Das gelang bislang nur drei weiteren Autoren. Die Britin Bernardine Evaristo (60) ist die erste schwarze Autorin, die den renommierten Preis erhält.

Der Jury-Vorsitzende Peter Florence sagte zur Doppelwahl: "Zwei Romane, bei denen wir keine Kompromisse eingehen können. Es sind beides phänomenale Bücher, die die Leser begeistern und noch lange nachklingen werden."

Die Preisträgerinnen wurden am Abend des 14. Oktober auf der Gala in London gekürt. Neben den 50.000 Pfund Preisgeld, das sie unter sich aufteilen, bekommen sie noch jeweils, wie alle Shortlist-Kandidaten, 2.500 Pfund.