Absage Buchmesse Leipzig

Corona-frei - was machen Sie mit der geschenkten Zeit?

4. März 2020
von Börsenblatt
Wegfahren, ein Abendessen mit Branchenleuten für den "Messe"-Donnerstag organisieren, endlich Zeit für die Buchhaltung - boersenblatt.net hat gefragt, was Buchhändler und Verleger mit den Tagen anfangen, die eigentlich für Leipzig reserviert waren. 

Katharina Eleonore Meyer, Merlin Verlag

Tja, was tun mit der "geschenkten" Woche? Angesichts der riesigen Enttäuschung, die die Absage für uns bedeutet - wir hätten unseren neuen kanadischen Autor David A. Robertson in Leipzig erstmals persönlich getroffen und mit ihm zusammen seine beiden eben auf Deutsch erschienenen Buchtitel "Strangers" (Merlin) und "Als wir allein waren" (Little Tiger Verlag) vorgestellt und wären mit ihm danach noch auf eine kleine Lesereise gegangen - fällt eine Antwort gerade noch etwas schwer ... zwei Optionen: A) die vorsorglich vor der Buchmesse nicht angetretene Reise in die Dolomiten nachholen (mit Manuskripten im Gepäck, falls man länger dort "festgehalten" wird …) oder B) hierbleiben, auf die motivierende Frühlingssonne hoffen und wieder von vorne anfangen, d.h. eine Lesereise für den Herbst anschieben …

Klaus Kowalke (Lessing & Companie, Chemnitz) engagiert sich im Vorstand des Börsenvereins und ist als Juror für diverse Preise aktiv

Drei Tage Buchmesse waren fest eingeplant. Lehrlauf herrscht nach der Absage nicht, einige Termine müssen neu gefunden werden. Jetzt bleibt mir allerdings etwas mehr Zeit mich auf die Fachausschusssitzungen in Frankfurt vorzubereiten, die Ende März stattfinden. Und es bleibt etwas mehr Zeit für die drängende Buchhaltung. Vor allem: Als Jurymitglied für den Deutschen Sachbuchpreis habe ich nun etwas mehr Zeit zum Lesen und Prüfen. Auch meine Tätigkeit als Juror des EUPL verlangt Lektürezeit. Gerade abgeschlossen: Der Sächsische Verlagspreis sollte im Rahmen der Leipziger Buchmesse bekannt gegeben werden. Die Pressemeldungen werden den Preisträger also nächste Woche benennen. Ich hoffe die Preisverleihung kann im April wie geplant stattfinden. Und Bücher verkaufen, also im Laden stehen werde ich ja auch noch, das mache ich sowieso die meiste Zeit.

Markus Klose, Taschen Verlag:

Ich bedaure sehr, dass die Messe abgesagt werden musste. Es ist ein wunderbarer Ort für Begegnungen, Gespräche, besondere Momente, Events… Und eben auch für entspannte Abendessen in ungewöhnlichen Runden an schönen Orten. Einige der nun Verabredungslosen haben ein Abendessen organisiert, am „Messe“-Donnerstag, und dort werden wir anstoßen, auf die Messe und vor allem auf ein Wiedersehen in Leipzig 2021!

Martina Bergmann, Buchhändlerin und Autorin aus Borgholzhausen: 

Ich wäre ganz gern nach Leipzig gefahren, weil ich ausnahmsweise von Donnerstag bis Sonntag Zeit gehabt hätte. Dafür habe ich so lange herumorganisiert, dass es jetzt auch egal ist, wohin ich fahre. Ich habe nämlich das erste Mal in zehn Jahren sowohl buchladen- als auch seniorenfrei. Was ich mit diesem unverhofften Zeitgeschenk anfange, ist deshalb vollständig geheim.

 

Jörg Sundermeier, Verbrecher Verlag

Wir machen einen Betriebsausflug nach Usedom! Der ganze Verlag, außer dem Hersteller, der nach Leipzig fährt um seine Freundin zu treffen. Die Messe ist ja auch wichtig für die "Gangbildung". Wir werden viel Spazierengehen, auch über den Verlag reden, Manuskripte lesen und Zeit miteinander verbringen, wie wir es sonst auf der Buchmesse getan hätten. 

Was machen Sie mit der gewonnen Zeit? Sagen Sie es uns!

Diana Menschig, Autorin

Was tut eine Autorin? Schreiben! Es sind fünf gewonnene Tage, die ich nutze, um eine Ausschreibung zu planen, die erst für Mitte des Jahres vorgesehen war. Vielleicht nutzen ja einige Kolleg*innen die gewonnen Zeit für die Einreichung einer Kurzgeschichte? Außerdem plane ich ein größeres Projekt, das ich Ende des Monats beim Verlag vorschlagen wollte. Auch das wird nun etwas schneller gehen. Die Kilometer, die ich durch Messehallen gegangen wäre, werde ich mit meinen Hunden im Freien verbringen. Wäre schön, wenn das Wetter ein wenig mitspielt.

Ulle Bourceau, Vertriebsleitung Kein & Aber

Ja, leider ist Leipzig abgesagt, das ist aus vielerlei Gründen traurig. Ein Freizeitproblem resultiert daraus aber natürlich nicht, wie könnte es auch, wenn man in einem Verlag arbeitet. Und dann zum Glück noch in einem, in dem einen schon die nächsten Schätze im nächsten Programm erwarten. Gerne hätte ich "unsere" Buchhändler und Autoren persönlich getroffen um mit ihnen über schöne, gute Bücher und vieles andere zu sprechen, einen ersten Blick zu werfen, auf das was kommt und was wir gemeinsam auf die Beine stellen können. Nun finden die meisten Termine am Telefon statt, was aber nur ein trauriger Ersatz sein kann für das persönliche Gespräch auf der Messe.