Das Werk von Monika Helfer umfasst Romane und Erzählungen, aber auch Theaterstücke und Kinderbücher. In ihrem Roman "Oskar und Lilli" (Zsolnay) schickt sie zwei verwaiste Geschwister in neue Lebenswelten. Einfühlsam und doch ohne Pathos erzähle sie von der Unbehaustheit zweier verletzter Seelen und ihrer Suche nach Zugehörigkeit, urteilte die Jury. Auf ebenso zurückhaltende wie tastende Weise zeige Helfer uns damit – eine Seltenheit in der Gegenwartsliteratur – an Kindern, was Menschsein heisst. In "Schau mich an, wenn ich mit dir rede!" (Jung und Jung) fänden ein unbeirrbares Mädchen und seine labilen Eltern nach deren Scheidung Halt in neuen Beziehungen. Was als Weiterspinnen einer in der U-Bahn beobachteten Szene beginnt, füge sich dabei wie von selbst zu einem Roman, der auch durch seine Diskretion, die allen Personen ihre Würde lässt, beeindrucke.
Helfers aktueller Roman "Die Bagage" (Hanser; in unseren aktuellen Belletristik-Charts, KW 16, belegt der Titel Platz 5) sei eine bäuerliche Familiengeschichte zu Zeiten des Ersten Weltkriegs, in der Helfer ihre eigene Herkunft literarisch verarbeitet. Im Zentrum steht eine Mutter, die ihre Familie durchbringen muss, vom Dorf aber für ihre Schönheit an den Pranger gestellt wird. Gerade ihre Kunst der Auslassungen und Leerstellen mache Helfer zu einer Meisterin der Verdichtung. "Damit gelingt ihr ein Neuanfang des bislang belächelten Genres des Heimatromans, dem sie jede Romantik nimmt und ihm Härte und Klarheit gibt", so die Jury. "Ihre Figuren zeichnet ein um keine Konvention bekümmertes Selbstbewusstsein aus, eine Ehrlichkeit der Emotionen und der Haltung".
Zum Preis
Der Solothurner Literaturpreis wird alljährlich "für hervorragende literarische Leistungen" an das Gesamtwerk eines deutschsprachigen Autors oder einer deutschsprachigen Autorin vergeben und ist mit 15.000 Franken dotiert. Die Preissumme wird seit 1994 von verschiedenen Firmen und Gemeinden aus der Region Solothurn gestiftet.
Aus aktuellem Anlass der Corona-Krise findet die Preisverleihung erst 2021 im Rahmen der Solothurner Literaturtage statt.
