Nachruf auf Hans-Karl von Kupsch

Mit Kopf und Herz

30. April 2020
von Börsenblatt
Hans-Karl von Kupsch, von 1974 bis Ende 2000 erster Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, ist am 26. April im Alter von 84 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts.

Hans-Karl von Kupsch hat sich von uns verabschiedet. Am vergangenen Wochenende ist er im Alter von 84 Jahren verstorben. Seine 35 Jahre Börsenverein, davon 26 Jahre als Hauptgeschäftsführer, waren für den Buchhandel eine ungemein erfolgreiche und glückliche Zeit. Es waren Jahrzehnte des Umbruchs − wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch. Eine neue Informationsgesellschaft etablierte sich, aber vor allem verlangte die Wiedervereinigung Deutschlands ganz neue Denkansätze für den Buchhandel. Sie wurde zu seinem großen Thema und er war der Mann der Stunde.

Im Frühjahr 1990 fanden in Wiesbaden die inzwischen denkwürdigen Buchhändlertage statt. Damals wurde die Fusion des Leipziger und Frankfurter Börsenvereins entschieden, zugleich unterstützten die Buchhändler die Vereinigung der beiden Bibliotheken in Leipzig (gegr. 1912) und Frankfurt (gegr. 1946) in der heute bestehenden Form als Deutsche Nationalbibliothek. Ich war damals als Generaldirektor der Deutschen Bibliothek Frankfurt für die Fusion verantwortlich. Ohne diese machtvolle Allianz wäre das nicht gelungen. Der kühl planende, elegant auftretende und umsichtig agierende Hans-Karl von Kupsch hat ein Meisterstück vollbracht. Die Vereinigung war für ihn nicht nur eine rechtliche und intellektuelle Herausforderung sondern ein zutiefst menschlicher Prozess.

Die Förderung des Leipziger Buchplatzes blieb auch in den Folgejahren eine Herzensangelegenheit – mit dem Haus des Buches, der Leipziger Buchmesse, den Buchprogrammen oder dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung. Aber auch das Berliner Büro am Schiffbauerdamm war seine Tat, klug eingefädelt, wurde es zu einem attraktiven Treffpunkt von Intellektuellen, Politikern, Büchermachern und Künstlern. Frankfurt hat Hans-Karl von Kupsch durch das Buch geadelt, eine weltweite Marke.

Klaus-Dieter Lehmann