Absage für Aussteigerprogramm bei Weltbild

Droege sagt "Nein"

5. August 2015
von Börsenblatt
Enttäuschung in Augsburg: Weltbild-Investor Walter Droege hat am Montagabend überraschend mitgeteilt, dass er dem freiwilligen Ausstiegsprogramm für Weltbild-Mitarbeiter nicht zustimmen werde. Diesen Konsens, der betriebsbedingte Kündigungen verhindern sollte, hatten Weltbild-Geschäftsführung und Betriebsrat vor der vom Landesarbeitsgericht eingesetzten Einigungsstelle am vergangenen Freitag ausgehandelt.

Laut Bericht von Verdi waren die Beratungen am Montag fortgesetzt und der Rahmen des Freiwilligenprogramms unter Beihilfe von Anwälten konkretisiert worden. Auch die Arbeitsagentur soll der Finanzierung des Ausstiegsprogramms über Transferkurzarbeitergeld zugestimmt haben. Laut Verdi soll die Weltbild-Geschäftsführung am Montagabend – einen Tag vor der angesetzten Betriebsversammlung – folgenden Eckpunkten verbindlich zugesagt haben:

Es sollen keine Kündigungen ausgesprochen werden – niemand solle gehen, der nicht gehen wolle. Wer freiwillig aussteigt, erhält die Sozialplanleistungen, die 2014 vereinbart worden waren: zwölf Monate Transfergesellschaft und eine gedeckelte Abfindung von maximal 45.000 Euro. Zielgröße des Stellenabbaus über das Freiwilligenprogramm sind 50 Vollzeitstellen. Dabei steht eine deutlich größere Bandbreite an "ausstiegsfähigen" Stellen zur Verfügung. Jeder Mitarbeiter, dessen Ausscheiden betrieblich organisierbar ist, soll gehen können. Einen Rechtsanspruch auf einen Ausstieg besehe nicht. Eine paritätische Kommission, in der die Geschäftsführung und der Vorsitz des Betriebsrats gleichberechtigt vertreten sind, sollte das Freiwilligenprogramm koordinieren.

Am Dienstagmorgen habe Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann den Betriebsrat dann überraschend darüber informiert, dass es "kein OK von Düsseldorf gebe". Hofmann hätte sich plötzlich außerstande gesehen, teilt Verdi mit, die verbindlichen Zusagen von gestern zu halten. "Droege hatte in der Nacht per Telefon den mühsam errungenen Kompromiss kassiert", so Verdi im eigenen Infoblog. Wie die "Augsburger Allgemeine" in ihrer heutigen Print-Ausgabe berichtet, war die Unsicherheit ob dieser Lage bei der angesetzten Betriebsversammlung entsprechend groß. Laut Gewerkschaftsberichten präsentierte Weltbild-Geschäftsführer Patrick Hofmann auf der Betriebsversammlung am Dienstag zwar "Erfolg versprechende Wirtschaftszahlen" für Weltbild Retail, ob es zu Kündigungen komme, bleibe aber offen. Bald solle Weltbild wieder schwarze Zahlen schreiben, zitierte die "Ausgburger Allgemeine" die Weltbild-Geschäftsführung.

Nach Darstellung der Weltbild-Pressestelle besteht für die Mitarbeiter kein Grund zur Beunruhigung. Die Gespräche vor der Einigungsstelle werden als Erfolg gedeutet: "Für Weltbild sind wir ein gutes Stück weiter gekommen und die Positionen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat haben sich angenähert. Wir befinden uns mit dem Betriebsrat in konstruktiven Gesprächen und sind zuversichtlich, dass wir bis zum dritten Einigungsstellentermin Ende August gemeinsam mit dem Betriebsrat eine Lösung für Weltbild finden. In den kommenden drei Wochen sollen die Eckdaten für die Einigung besprochen werden", heißt es. Ob Weltbild-Investor Walter Droege am Freitag vor der Einigungsstelle in Augsburg persönlich erschienen war, wie es der Richter angewiesen hatte, dazu wollte man auf mehrfache Anfrage keine Auskunft geben.

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