Der "Urmel"-Schöpfer starb am Freitag

Max Kruse ist tot

7. September 2015
von Sabrina Gab
"Der Löwe ist los" und seine "Urmel"-Bücher  (Thienemann) sind heute Kinderbuchklassiker, durch die  Augsburger Puppenkiste kam er zu Weltruhm. Am 4. September ist der Kinderbuchautor Max Kruse im Alter von 93 Jahren verstorben. Die Beerdigung wird im engsten Familienkreis stattfinden.

1921 in Bad Kösen an der Saale geboren, ließ ihn seine Mutter mit sechs Jahren von der Schule befreien, weil sie Angst hatte, das zweitälteste von sieben Kindern könnte an Tuberkulose erkrankt sein. "Ich hatte eine unordentliche Schulzeit", sagte Max Kruse über die Jahre, in denen ein Hauslehrer den nächsten ablöste. Der kränklichen Kindheit zum Trotz konnte der Sohn der Puppenmacherin Käthe Kruse der damaligen Zeit im Rückblick einiges an Situationskomik abgewinnen. Detailgetreu erzählte er in einem Börsenblatt-Interview vor einigen Jahren von einer Lehrerin, mit der er im Fichtelgebirge zum Skilaufen war, die aber nicht lange bei ihm blieb. "Als wir nach Hause kamen, duzten wir uns, das war meiner Mutter unheimlich."

Mit dem zweiten Hauspädagogen rezitierte er auf Waldspaziergängen Goethes Epos "Hermann und Dorothea" - "doch die Pflicht, mich zu unterrichten, führte er nicht wirklich aus". Der dritte Kandidat wiederum heiratete eine von Max Kruses Schwestern, der Bruder und Schüler finanzierte die junge Ehe quasi mit. Immerhin verfasste er mit Hauslehrer Nummer 3 Hörspiele, träumte davon, auf die Filmakademie zu gehen. Studiert hat Max Kruse dann Philosophie und Politikwissenschaft in Jena - bis die Universität im Zweiten Weltkrieg geschlossen wurde.

Nach Kriegsende half er beim Wiederaufbau der Käthe Kruse Werkstätten. In dieser Zeit entdeckte er auch das Schreiben. Seine Mutter wollte 1947 eine kleine Buchserie mit Farbfotos ihrer Puppen und Steifftiere herausbringen. Auf der Suche nach einer Idee baute Kruse Puppen und Stofftiere vor sich auf und wartete auf eine Eingebung. "So wurde das Kinderbuch 'Der Löwe ist los' geboren", sein Erstling erschien 1952.

Max Kruse konnte wunderbar Geschichten erzählen. Fantasievolle Geschichten für Kinder - wie "Urmel aus dem Eis". Und Geschichten, die das Leben schreibt, wie den Liebesroman "Die Tage mit Jantien", in dem er auch Biografisches verarbeitete und in dem die schöne Passage zu finden ist: "Die Liebe an sich ist einfach. Wir belasten sie nur mit allen möglichen Dingen, die gar nicht dazugehören, wie Missverständnisse, Besitzen wollen, Eifersucht. Wir sind es, die sie schwer machen und traurig. Die Liebe ist einfach." Lebenskluge Sätze von einem Mann, der sich auch im Alter nie tatenlos zurücklehnte, sondern immer "einige Bücher in Vorbereitung" hatte, wie er zu sagen pflegte. Seine Leser werden die Stimme von Max Kruse vermissen.