"Wir wissen, dass es hier eigentlich funktioniert"

Buchhandlung Südvorstadt in Leipzig eröffnet

16. November 2015
von Börsenblatt
Mit gleich zwei Abschieden auf der belebten "Karli" (Karl-Liebknecht-Straße) verschwand im Sommer ein Stück Leipziger Buchkultur. Drei Buchhändlerinnen, die mit dem Kietz verwachsen sind, wagen nun mit der "Buchhandlung Südvorstadt" den Neuanfang.

"Schön, dass Sie wieder da sind!" Es ist dieser Satz, den Katja Junghanns und ihre Kolleginnen seit 14 Tagen − in diversen Variationen – am häufigsten hören: Nach einem turbulenten Sommer starteten sie am 29. Oktober in der Leipziger Karl-Liebknecht-Straße 126 mit der Buchhandlung Südvorstadt durch. Dabei fing das Jahr mit einer Hiobsbotschaft an: Anfang Mai, einen guten Monat, nachdem Junghanns aus der Elternzeit zurückgekommen war, hatte das Ehepaar Kücklich, Inhaber von "Kü’s Buchhandlung", auf einer Betriebsversammlung die Schließung des Geschäfts angekündigt; kurz darauf wurde ein Insolvenzverfahren eingeleitet, am 2. Juni machte die Stadtteil- und Fachbuchhandlung dicht.

Rasch entschlossen sich die Mitarbeiterinnen, die Buchhandlung in Eigenregie zu übernehmen. "Wir kennen den Laden, wir kennen die Kundschaft, wir wissen, dass es an diesem Ort eigentlich funktioniert", sagt Junghanns, die seit 18 Jahren hier arbeitet. Bereits ihre Mutter war 45 Jahre in der Buchhandlung angestellt, die seit Anfang der 1960er Jahre zunächst als Volksbuchhandlung "Max Reimann" firmierte – Peter Hinke, heute Chef der "Connewitzer", absolvierte hier seine Buchhändler-Lehre. Junghanns’ Kolleginnen kennen das Geschäft ebenfalls aus dem Effeff: Gabriele Heise ist seit 38 Jahren an Bord, Carmen Polee seit Beginn der Nullerjahre.

Die letzten Monate hatten es in sich: Ein neues Unternehmen musste gegründet, ein Businessplan aufgestellt und Kredit beantragt werden; ab Ende September wurden die gut 140 Quadratmeter Verkaufsfläche behutsam renoviert; unter anderem wurde ein neuer Fußboden verlegt. Das Sortiment ist beibehalten und "leicht gestrafft" worden: Belletristik und Kinderbuch, Regionalia, Taschenbuch, dazu die Fachabteilung mit Innenarchitektur, Architektur und Bauwesen, die – nicht zuletzt dank der Nähe zur HTWK – ebenfalls weitergeführt wird.

Das dreiköpfige Team wird stundenweise von Katja Junghanns’ Mutter unterstützt, die sich eigentlich schon in den Ruhestand verabschiedet hatte. Die Resonanz der Kundschaft sei "überwältigend" – viele hatten schon eine weitere Backshop-Kette oder den x-ten Schnellimbiss erwartet. Nach der altersbedingten Geschäftsaufgabe von Marlene Nagels "Universum-Buchhandlung" (Karl-Liebknecht-Straße 105), ebenfalls in diesem Sommer, kann man im gefragten Leipziger Süden endlich wieder Bücher vor Ort kaufen.  

nk