EinhundertMeter Weihnachtsmarkt in Chemnitz

Wichtelmeile auf dem Kaßberg

8. Dezember 2015
von Börsenblatt
Der Chemnitzer Kaßberg, eines der größten Gründerzeitviertel Deutschlands, ist eher kein Hipster-Biotop, Läden gibt es nur wenige. Dennoch ist miteinander leben hier mehr, als Amazon- und Zalando-Päckchen für den abwesenden Nachbarn anzunehmen. Der großartige "EinhundertMeter Weihnachtsmarkt" am 5. und 6. Dezember brachte Anwohner und Händler zusammen.

Gemeinsam mit fünf anderen Läden organisierten Klaus Kowalke und Susanne Meysick von der Buchhandlung Lessing und Kompanie nun zum zweiten Mal einen Straßenweihnachtsmarkt der etwas anderen Art, einen, der eben nicht auf der Straße stattfindet – und damit das Ordnungsamt auf den Plan rufen würde. Mit rund 30 befreundeten Geschäften, Initiativen, Künstlern und Musikern aus der ganzen Stadt wurden die privaten Vorgärten und Freiflächen vor den Häusern der oberen Franz-Mehring-Straße in eine turbulente Wichtelmeile verwandelt, dazu gab es an zwei Tagen nicht nur Glühwein und Kuchen, sondern auch ein opulentes Kulturprogramm – vom Bläserensemble der Chemnitzer Mozart-Gesellschaft bis zum Geigenkonzert und mehreren Chören.

"EinhundertMeter Weihnachtsmarkt" nennt sich das Ganze, auch wenn die Entfernung von der Buchhandlung bis zum italienischen Kaffee "Emmas Onkel" deutlich länger ist. Kamen zur Premiere im letzten Jahr rund 3.000 Chemnitzer, waren es diesmal wohl an die 5.000, wie Klaus Kowalke schätzt. "Wir haben zwei Tage fast nur hinter der Kasse gestanden", erzählt der Buchhändler. Dennoch sei die Atmosphäre großartig gewesen: "Die Leute waren tiefenentspannt." Das Schönste: Die Organisatoren des temporären Markts hatten die Anwohner aufgefordert, auch ihre Hauseingänge einzubeziehen. Und so gab es vor fast jeder Haustür Begängnis, vom improvisierten Puppentheater über Lesungen bis zum Kinderflohmarkt. Bei so viel Schulterschluss im Kiez ist die Zielrichtung klar: Ein Sommerfest auf dem Kaßberg.

nk