Warum Buchhändler Hauke Harder bloggt

Ein Hoch auf den Netzanschluss

13. April 2016
von Börsenblatt
Nichts hilft so gut beim Verkaufen wie eine leidenschaftlich vorgetragene Empfehlung – im Laden wie im Internet. Meint Hauke Harder.

Wie bekommen Buchliebhaber mit, dass es meine Buchhandlung hier im Norden gibt und ich mit Leiden­schaft über die Werke diverser Autoren erzählen mag? Ralf Schiering, ein ehemaliger Kollege und jetziger Freund unserer Buchhandlung, sagte mal, es genüge nicht mehr, einfach einen Laden zu öffnen – nicht in der heutigen Zeit, in der die digitalen Medien so schnelllebig sind.
Ich bin ein Medienjunkie. Ich mag die neuen Medien und verdamme diese nicht. Ich nutze sie als Hilfe und Kommunikationsmittel, um auf Erzählkultur aufmerksam zu machen. Ich nutze soziale Netzwerke, um meine Leidenschaft sichtbar werden zu lassen. Anfänglich wurde ich noch belächelt, wenn ich meinen Leseeindruck eines Werks, das ich gerade mit Begeis­terung gelesen hatte, veröffentlicht habe. Oft bekam ich von Freunden oder Branchenkennern zu hören, meine Texte seien viel zu lang. Wer würde denn das alles lesen?
Aber für mich hat sich gezeigt, dass Buchliebhaber sich diese Zeit nehmen. Die Idee, durch die sozialen Netzwerke Menschen anzusprechen, die sich wie ich begeistern lassen und sich mit etwas beschäftigen wollen, scheint anzukommen. Gerade, weil Tageszeitungen den Buchhandel wenig (wenn überhaupt) wahrnehmen und das Buch darin immer weniger Beachtung findet, sollte man Buchliebhaber dort ansprechen, wo viele dieser Menschen anzutreffen sind. Man findet in den Netzwerken neue Leser und Follower, die es mögen, wenn man mit Leidenschaft zeigt, was man mag und macht. Ich möchte mir niemals anmaßen zu behaupten, dass meine Texte gut sind. Sie kommen bei mir "aus dem Bauch" – aber gerade das spricht die Leser im Netz anscheinend an. Daher kann ich nur dazu raten, die meist kostenlosen Kanäle des Internets für eigene Profile zu nutzen.

Durch meine Auftritte bei Facebook, Google+, YouTube, Twitter und meinen eigenen Blog Leseschatz durfte ich tolle Menschen kennenlernen. Als ich plötzlich Mails von Jason Starr, Horst Eckert und Benedict Wells bekam, wurde ich wieder ein Fan. Ich freue mich sehr über solche Post und sie zeigt mir, dass die Idee, meine Leidenschaft (netz-)öffentlich und auf diese Weise sichtbar zu machen, wirkt. Auch unsere Kunden nutzen alle unsere Seiten, um mit uns zu kommunizieren – und sogar, um Bücher zu bestellen.
Zu Lesern, Autoren, Verlagen, Kollegen und Bloggern sind inzwischen tolle und nützliche Freundschaften entstanden. Gerade die Bloggerszene ist dem Buchhandel sehr wohlgesinnt, viele Blogger verlinken stets auf unseren Onlineshop. Daher verstehe ich die ständige, negativ geprägte Diskussion um "die Blogger" nicht. Denn viele von ihnen sind lesebegeisterte Menschen, die wie ich über ihre Leidenschaft reden und schreiben – Lese­eindrücke im jeweiligen Stil des bloggenden Verfassers. Ich als Buchhändler kann nicht alle Neuerscheinungen lesen und bin daher froh, Besprechungen von Titeln zu finden, die mir für meinen Einkauf nützlich sind.
Natürlich gibt es auch Blogger, die ihre Besprechungen mit Amazon verlinken und sich davon Vorteile erhoffen. Mit diesen halte ich wenig Kontakt, denn ob Amazon der Fülle und Qualität der Buchbranche, der Unterhaltung und der Kunst zuträglich ist, das ist in der Tat mehr als fraglich.
Buchliebhaber nutzen die neuen Medien. Sich als Buchhändler mit diesen zu vernetzen, kann fruchtbar sein und – nicht nur nebenbei – sehr viel Spaß machen.