Döblin-Medaille für Roman Ehrlich

"In den Untiefen der Wirklichkeit"

1. Februar 2017
von Börsenblatt
Roman Ehrlich wird für seine bisherigen literarischen Veröffentlichungen mit der Alfred Döblin-Medaille der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 3.000 Euro dotiert.

Die Akademie würdigt der Presseinformation zufolge mit der Auszeichnung insbesondere Ehrlichs "Urwaldgäste", eine Sammlung von Erzählungen, und seinen Roman "Das kalte Jahr". "Sein Erzählen bewegt sich in den Untiefen der Wirklichkeit", urteilte die Jury, "es erkundet das Unheimliche, das bei ihm frei von jeder Sensation ist. Und ebenso leuchtet er tastend, fragend, vorwärts denkend und mit minutiöser Sorgfalt das Banale aus. Seine verschachtelten Montagen über Auswanderer, Naturkatastrophen, Gewaltausbrüche und das alltägliche Staunen führen die Leser an Orte der absoluten Einsamkeit. Sie lassen das Erzählte in einer kunstvoll austarierten Schwebe, in Schrecken und Schönheit."

Die Medaille wird am Dienstag, den 14. März, 18 Uhr, in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur mit einem Grußwort von Staatsminister Konrad Wolf verliehen. Die Laudatio auf den Preisträger hält der Dramatiker, Lyriker und Hörspielautor Wolfram Lotz.

Roman Ehrlich, 1983 geboren, wuchs in Neuburg an der Donau auf. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Er war u.a. Finalist beim 19. open mike und nahm 2013 am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Sein Debüt gab er mit dem Roman "Das kalte Jahr" 2013, 2014 folgten die Erzählungen "Urwaldgäste" (beide DuMont). Im März 2017 erscheinen "Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens" im S. Fischer Verlag und das "Theater des Krieges" (zusammen mit Michael Disque) bei Spectorbooks in Leipzig.

Roman Ehrlich wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, 2011 nahm er an der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin teil; neben einem Stipendium an der Villa Aurora in Los Angeles 2015, erhielt er 2014 den Bremer Literaturpreis (Förderpreis) und den Robert Walser-Preis 2014, sowie 2016 den Ernst Toller-Preis.

Zum Preis

Mit der Alfred Döblin-Medaille würdigt die Akademie Autoren für deren erste vielversprechende Veröffentlichungen und ihr bisheriges gesamtes literarisches Wirken. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Der Preisträger hat das Vorschlagsrecht für den kommenden Preisträger: Die Akademie erwartet drei Vorschläge, unter denen eine Jury anschließend einen Preisträger auswählt. Bisherige Preisträger waren 2014 Martin Kordić und 2015 Matthias Nawrat.

Mit der Auszeichnung wird an einen der Mitbegründer der Akademie der Wissenschaften und der Literatur erinnert – an Alfred Döblin, dem die Akademie 1949 die Einrichtung einer Klasse der Literatur zu verdanken hat. Der Preis wurde ermöglicht durch eine Stiftung des Ehepaares Georg und Margarete Martz.