Karriere in der Buchbranche

Geschäftsführerinnen noch Mangelware

25. April 2017
von Börsenblatt
Nicht einmal sechs Prozent der 106 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden nur von Frauen geleitet. Wie kann sich dies ändern? Ein Kommentar von Christina Schulte, stellvertretende Chefredakteurin des Börsenblatts. Diskutieren Sie mit!

Die Buchbranche ist weiblich. Sortimenterinnen, Lektorinnen, Pressesprecherinnen, Lizenzfrauen, Marketing- und Vertriebexpertinnen – sie sorgen dafür, dass tolle Bücher entstehen und ihre Leser finden. Aber die Buchbranche ist auch männlich. Zumindest ab einer gewissen Hierarchieebene. Bei den Abteilungsleitern mag es in manchen Verlagen noch eine Mischung zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften geben, aber auf der höchsten Ebene Geschäftsführung dünnt der Frauenanteil fast bis zur Unkenntlichkeit aus. Schlappe 5,7 Prozent der 106 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden in der Geschäftsführung nur von Frauen geleitet, zwei Drittel hingegen nur von Männern. Das zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Narses. Dabei, auch das geht aus der Studie hervor, sind die von Frauen geführten Häuser besonders erfolgreich. Frauen gelten als weniger risikobereit und bringen Führungsqualitäten ein, von denen die Unternehmen stark profitieren.

Warum also gibt es nicht deutlich mehr Verlagsgeschäftsführerinnen? Wieso wird dieser wirtschaftliche Erfolgsfaktor lediglich in homöopathischen Dosen eingesetzt? Nun, weil zur Wahrheit eben auch gehört, dass die Grundgesamtheit, aus der sich Frauen für diese Position qualifizieren können, deutlich kleiner ist als jene der Männer. Das ist kein Zustand, der sich eben mal schnell ändert, sondern eine Sachen von vielen Jahren oder gar Jahrzehnten. Immerhin ist der Prozess endlich in Gang gesetzt.

Dennoch: Trotz Lippenbekenntnissen und Quotendiskussionen endet der Aufstieg vieler Frauen bereits weiter unten. Netzwerke, ohne die es kaum geht, sind eben immer noch männlich. Auch hier ist es eine Frage der Zeit, allerdings ebenso des strategischen Willens von Frauen, bis die weiblichen Netzwerke, die es vereinzelt schon gibt, weiter geknüpft werden und mehr Frauen an die Spitze befördern helfen.

Die geringe Zahl von Geschäftsführerinnen nur äußeren Faktoren zuzuschreiben, greift zu kurz. Für eine solche Tätigkeit braucht es vor allem auch Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Davon haben Frauen manchmal immer noch zu wenig, selbst wenn sie Know-how und Erfolge vorweisen können. Insofern sind alle gefragt: die Unternehmen, die die Strukturen schaffen, und die Frauen, die Chancen ergreifen und Strukturen aufbauen müssen.

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