Presseschau

"Am Ende gewinnt immer Hanser"

13. September 2007
Redaktion Börsenblatt
Mit Kommentaren zur gestern veröffentlichten Buchpreis-Shortlist halten sich die Zeitungen heute noch weitgehend zurück. Elmar Krekeler kommentiert in der "Welt" – und Sigrid Löffler in einem Interview mit dem "Deutschlandfunk".
"72 Verlage streiten sich um einen Preis, und am Ende gewinnt immer Hanser“ – mit diesem Fazit endet Elmar Krekelers Kommentar zur Buchpreis-Shortlist in der "Welt": Jetzt stehen die sechs Finalisten fest. Und mit der guten Unterhaltungslaune ist es ebenso vorbei wie mit der ehrpusseligen Ausbalanciertheit. Ein quotenjunger, quotenexperimenteller Quotendebütant aus einem Quotenkleinverlag (Thomas von Steinaecker, 30) verliert sich zwischen gestandenen Schlachtrössern. Man wird trotzdem nicht glücklich mit dieser Liste. Zuviel fehlt einfach aus diesem bemerkenswerten Herbst. ... Weiß man, wie's wird? Ob man Martin Mosebach für seinen neuen Roman, der nicht sein stärkster ist, keine vier Wochen, bevor er den Büchner-Preis erhält, auszeichnen sollte, darf bezweifelt werden. Katja Lange-Müllers "Böse Schafe" lässt am Ende stark nach. Glavinic hatte im vergangenen Jahr einen besseren Roman vorgelegt. Für Steinaecker ließe sich einiges vorbringen. So läuft alles auf ein Duell zwischen Franck und Köhlmeier hinaus. Tendenz Köhlmeier. Harsch geht Literaturkritikerin Sigrid Löffler mit der Auswahl der Jury im Deutschlandfunk ins Gericht. Die Zusammensetzung der Jury, eine „Mischung von Literaturkritikern und Interessenvertretern“ ist für sie ohnehin "höchst problematisch“. Jurymitglied Karl-Markus Gauß habe als "Lobbyist für die österreichische Literatur" dafür gesorgt, dass der Österreicher Thomas Glavinic auf der Shortlist stehe. "Ich denke, Glavinic hat auf einer Shortlist eigentlich gar nichts verloren", sagte Löffler. Auch die Nominierung von Martin Mosebach sei problematisch. "Bloß weil er in diesem Jahr den Büchner-Preis bekommt, hat man ihn offensichtlich taktisch hochgelobt mit seinem Buch 'Der Mond und das Mädchen'. Das ist in meinen Augen ein sehr schwaches Werk." Es sei offenkundig, dass diese Jury nicht nach Qualitätskriterien entschieden habe, sondern dass vielerlei Rücksichten in die Auswahl mit eingeflossen seien, so Löffler.